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Paul II. besitzt Schlüssel und Kasse der Stadt

Paul II. besitzt Schlüssel und Kasse der Stadt

Das "Bauernopfer" eines vogelfreien Stadtmanagers zahlt sich nicht aus - Die vereinigten bunten Corps von Linz überrumpeln einen zu siegessicheren Linzer Bürgermeister Adi Buchwald

Linz. (khd) "Datt soll en Angriff sein. Ich glaub', heute gewinnen wir!", freute sich der Linzer Bürgermeister am Sonntagmittag. Zu früh: Hoch von seinem Strohballen-Feldherrenhügel vor dem Rathaus musste Adi Buchwald erkennen, dass sich seine Stadtsoldaten zu sehr auf die Mitte der Barrikaden konzentriert hatten.

Und ein längerer Weg führt eben oft schneller zum Ziel. Mühelos umrundeten grüne und rote Husaren die Sperren und holten Buchwald von seinem Sockel, um ihren Paul II. vun de Köbese als wahren Herrscher der Stadt zu inthronisieren.

Seit Sonntag weiß der Linzer Bürgermeister, wie sich sein Vorgänger Castenholtz gefühlt haben muss, als der sich den schwedischen Truppen gegenüber sah. Anders als der Stadtchef des 17. Jahrhunderts wollte Buchwald jedoch seinen Sessel nicht kampflos räumen, obwohl die Übermacht der Narrenschar, die sich vor den Barrikaden aufgebaut hatte, erdrückend war.

Hunnen hatten sich mit Möhnen zu einer mörderischen Phalanx der Vorhut formiert, grüne und rote Husaren besetzten mit dem Scooter Team die Flanken, während Schwere Artillerie und die blau-wießen Funken als Reserve im Rückraum des Marktplatzes als stille Reserve verharrten.

Dem konnte der Stadtchef wenig entgegen halten. Trotzdem nahm er das Angebot des feindlichen Feldherrn, Don Alfonso von Berkenhof nicht an, im Falle einer Aufgabe Gnade walten zu lassen. "Ihr verlangt Feigheit, Ergebenheit? Dazu bin ich nicht bereit. Ich werden nie die Segel streichen", antwortete er trotzig.

Um seine Entschlossenheit zu unterstreichen, erklärte er kurzer Hand seinen Stabschef "Herschi" für vogelfrei. Und schon schoss Thomas Herschbach, assistiert vom Kommandaten des 1.Bayrischen Gebirgsbataillons, Karlheinz Werner, und Verbindungsoffizier "Murmel" Nietzard, aus gut 30 Metern Höhe mit Hilfe eines riesigen Krans auf die Truppen der Corps hinab.

Aber die ließen sich nicht beeindrucken. Stattdessen setzten sie auf die Grazie ihrer Tanzmariechen und deren Salomé-gleichen, liebreizenden Annäherungen brachte Adi Buchwald doch sichtlich in Bedrängnis.

"Trotz deiner attraktiven Waffen mache ich mich nicht zum Affen und streiche kampflos meine Segel. Das war so, ist so, das ist die Regel", widerstand er aber auch dieser Versuchung. Ganz anders die staatse Kääls der Stadtsoldaten, die Kommandant Siggi Bündgen kaum noch in Reih und Glied halten konnten.

Völlig abgelenkt von den Reizen der holden Tänzerinnen vernachlässigten sie den Flankenschutz, sodass die Stadt doch nach kurzem Scharmützel in die Hände von Paul II. fiel. Siegessischer erklomm der mit seinen Adjutanten den Feldherrnhügel vor dem Rathaus und nahm von einem niedergeschlagenen Bürgermeister den Schlüssel von Linz und die Stadtkasse entgegen.

"Wir haben die uneingeschränkte Macht über die Stadt! Dreimal Linz, Aaalf!" triumphiert die Tollität unter dem säbelrasselnden Jubel seiner Heerscharen. Angst um seinen Kopf wie Castenholtz musste Buchwald jedoch nicht haben. Rheinländer sind eben nicht so nachtragend wie die alten Schweden.

Und schließlich hatte der Bürgermeister, der bekanntlich kein Mann von Traurigkeit ist, auch sein Ratsrock vorsorglich gegen ein Narrenkostüm eingetauscht. Völlig mittellos, wurde der arme Mann vor der Rathaustür von den friedensstiftenden Stängelchen verteilenden Köbesen eingeladen: "Drink doch ene mir, stell dich nit esu aan!"