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Ein Küsschen stimmt den strengen Richter milde

Ein Küsschen stimmt den strengen Richter milde

Die Angeklagten kommen mit der Übernahme der immensen Gerichtskosten noch einmal glimpflich davon - In der Oberdollendorfer Bauernschenke heiligt der gute Zweck die Mittel

Oberdollendorf. Die Narren stürmen in diesen Tagen nicht nur die Rathäuser und beherrschen das Straßenbild. Auch vor dem Gesetz machen sie nicht mehr Halt. In der Oberdollendorfer Bauernschenke erhob sich die KG Küzengarde am Samstag zum Recht sprechenden Organ und lud zahlreiche Dollendorfer auf die Anklagebank, um sie beim traditionellen "Narrengericht" für karnevalistische Vergehen zu bestrafen.

Richter Klaus Weber, Senator der KG, und Senatspräsident Karl Winzen, der als Ankläger fungierte, nahmen sich in der Gaststätte den Beschuldigten an, zu denen auch Bürgermeister Peter Wirtz und die Landtagsabgeordnete Andrea Milz gehörten. Bevor sie sich dem Richter stellten, ließen sich viele der Angeklagten die Erbsensuppe schmecken, die bei dieser Veranstaltung jedes Jahr gereicht wird.

Dass sie nicht zur Henkersmahlzeit wurde und noch nicht mal im Hals stecken blieb, dafür sorgte ein milder Richter. Klaus Weber verurteilte die "Straftäter" lediglich zur "Übernahme der immensen Gerichtskosten". Die Veranstaltung dient schließlich vor allem zur Belustigung der Narren im Ort. "Wir wollen unser Gehalt nicht durch Nebentätigkeiten aufbessern", meinte Weber. Vielmehr werde das Geld für die jährliche Seniorensitzung und die Besuche der KG im Kindergarten und in der Schule benötigt.

Angesichts eines so guten Zweckes zeigten sich viele der Angeklagten reumütig, so auch Gisela Gärtner. "Viele Jahre hat sie ihr Amt der Bürgermeisterin zur Zufriedenheit der Bevölkerung ausgeübt", lobte Winzen die ehemalige Stellvertreterin von Peter Wirtz, die nach den Kommunalwahlen aus ihrem Amt ausgeschieden war.

Trotz der Lorbeeren zeigte sich der Staatsanwalt allerdings wenig begeistert von Gisela Gärtners Kostüm, das mit einem Hut, einem Schal und einem Orden um den Hals für sein Empfinden zu unkarnevalistisch ausgefallen sei.

Gespannt sein durften daher das Publikum im "Gerichtssaal" und die Angeklagte auf das Urteil von Richter Weber, der kurz zuvor noch angemerkt hatte, dass die Initialen KG auf seinem Richterhut für "Keine Geduld" stünden.

Weil Gisela Gärtner aber geständig war und außerdem vermutete, dass KG viel eher "Küsst gern" heiße, ließ sich auch der scheinbar so strenge Richter erweichen, und die Angeklagte musste lediglich einen geringen Betrag in die Gerichtskasse zahlen. "Ich küsse nur an oberster Stelle", antwortete Gärtner und bützte den Richter.