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Ihr Collier stammt vom Timmendorfer Strand

Ihr Collier stammt vom Timmendorfer Strand

Erst Umzug nach Ittenbach, dann die Regentschaft: Das Siebengebirgsprinzenpaar hat viel um die Ohren - Bei den Löstigen Gesellen funkte es zwischen der "Rheintochter" und dem Norddeutschen

Siebengebirge. In Disney World Paris tragen Dornröschen oder Schneewittchen solche traumhaften Kleider: Blauer Baumwollsamt und mit funkelnden Swarowski-Steinen besetzter, geraffter gelber Taft dominieren im Prinzessinnengewand von Marion Barczewski.

Der Prinz legt ihr vorsichtig das dreireihige Perlencollier mit dem Saphir um den Hals: ein Mitbringsel der beiden aus ihrem Urlaub am Timmendorfer Strand.

Dort entdeckten sie den edlen Modeschmuck vergangenen Sommer und befanden, dass er perfekt zum Outfit der Siebengebirgsprinzessin passen würden.

Nun sind sie schon mittendrin in der mit Spannung erwarteten, sorgsam vorbereiteten Regentschaft, der "Karnevalist aus dem Norden" und die "Rheintochter".

Im Mai 2005 fand die erste Anprobe der maßgeschneiderten Kostüme in der Schneiderei in Raubach statt, im September war bereits ihr erstes "Foto-Shooting" auf dem Petersberg, denn Grußkarten und das Jubiläumsheft 2005/2006 ihrer KG Löstige Geselle 1946 Bad Honnef mussten gedruckt werden.

Wer denkt, die Prinzessin würde sich am Schminktisch kunstvoll bemalen, liegt voll daneben: Make-up und Rouge sind ihr ein Graus, Wimperntusche, etwas blauer Kajal und ein Hauch von Lippenstift reichen der Tollität, die die Natürlichkeit liebt: "Das wischt sowieso weg."

Bei den letzten Handgriffen an Kleid, Hochsteckfrisur und Schiffchen sind ihre Hofdamen zur Stelle. Gemeinsam mit den Prinzenführern holen sie das Paar zu seinen Auftritten ab.

An diesem Abend sind Marie-Luise Schulz und Susanne Steinke-Duda gekommen und helfen der Prinzessin, den Baumwollsamt am gelben Taftunterkleid festzuknöpfen. Pro Seite sind dafür 40 winzige Druckknöpfe zu schließen, zudem müssen Reifrock und Cape sitzen.

"Hermann, ich brauche das Nähkästchen, kannst du das mal aus dem Auto holen", bittet Marie-Luise Schulz ihren Mann und Fahrer des Prinzen-VW-Sharan, Hermann Schulz, denn ein Swarowski-Stein hat sich gelockert. Klaus-Dieter Kleyer komplettiert an diesem Abend das Kleeblatt, das das Prinzenpaar in Ittenbach abholt, um es zu einem Kegelbahnbesuch in der Honnefer Gaststätte Vierkotten abzuholen.

Der dortige Kegelverein hat eingeladen. Einer der lockereren Abende bis Aschermittwoch, quasi zum Warmwerden. "88 Auftritte sind bis jetzt fest, aber das wird längst nicht das Ende sein, wir rechnen mit 120", sagt Dieter Kock.

Seit Juli hängen die maßgeschneiderten neuen Kostüme der Siebengebirgstollitäten in ihrem Kleiderschrank, zunächst in der alten Eigentumswohnung in Bonn, dann am Mührener Weg in Ittenbach.

Die Löstigen Gesellen haben dort dezent geschmückt. Die Ereignisse hatten sich unlängst für Dieter Kock und Marion Barczewski etwas überschlagen: Kauf des Hauses im Herzen des Siebengebirges, was nach Worten des Prinzen aber reiner Zufall war, Umzug von Bonn nach Ittenbach wenige Tage vor dem Elften im Elften mit der Vorstellung im Honnefer Ratssaal.

Der Stress zehrte derart an Marion I., dass ihr Kostüm zum Schluss um mehr als eine Kleidergröße enger genäht werden musste. Solche Probleme hat der 1,84 Meter große Dieter I. nicht. Je drei Paar weiße Strumpfhosen und weiße Handschuhe, dazu die Kappe mit den drei echten Fasanenfedern und das Zepter liegen im Schrank.

Bei der Wahl der blau-gelben Pumphose und des Oberteils hat er sich auf die Prinzessin verlassen: "Ich bin modisch eine Null."

Der gebürtige Schleswig-Holsteiner und Liebhaber feinsinnigen Humors - beide gehen gerne in die Bonner "Springmaus" oder ins "Pantheon" - will sich nicht verbiegen, um als Rheinländer 'rüberzukommen, sondern steht zu seinen Wurzeln.

"Ich habe von allen Seiten zu hören gekriegt: Verstell' dich bloß nicht." Amor schoss seinen Pfeil auf die beiden übrigens in der KG ab: Dort haben sie sich kennengelernt. Die Zahl ihrer Termine nimmt nun stetig zu. In der närrischen Hochphase werden sie eine Suite in ihrer Hofburg, dem Honnefer Kongresspark avendi, beziehen.

Am 11. Februar beginnt mit der Jubiläumssitzung der Löstigen Gesellen für die beiden Regenten die Hoch-Zeit des närrischen Treibens. Zum Schluss der Sitzung würden die beiden Tanzbegeisterten - sie besuchen gerne Turniere, tanzen selbst am liebsten Walzer - gerne eine Ehrenrunde auf dem Parkett drehen "wenn wir dann noch laufen können und die Füße mitmachen."

Weiberfastnacht, 23. Februar, darf Dieter I. "mitgehen und die Schnüss halten", kündigt die Prinzessin an. Ab 10. Februar wird sich der vom Job beurlaubte Prinz ganz auf sein Amt konzentrieren.

Marion I. hat als Schulsekretärin am Nikolaus-Cusanus-Gymnasium in Godesberg nur an den Hauptkarnevalstagen frei. Bis dahin muss sie - als wäre sie eine ganz gewöhnliche Bürgerliche - den Alltag meistern. Und der sieht frühes Aufstehen und "Schuldienst" zwischen 7 und 14.45 Uhr vor.

Zur Person

(ff) Marion I. (Barczewski) stammt aus Heisterbacherrott. Sie tanzte bei den "Siebengebirgsperlen". Die Verwaltungsangestellte ist seit 1994 Mitglied der KG Löstige Gesellen, war dort Betreuerin/Leiterin des Kindertanzcorps, in dem ihre heute erwachsene Tochter Nadine (nun auch Mitglied des Hofstaats) mitmachte.

Marion I. tanzt im Damenkomitee der KG und geht mit Heike Scheel in die Bütt. Dieter I., Jahrgang 1944, kam 1995 in die KG. Er wurde am Eutiner See geboren und gehörte den "Lübecker Silbermöwen" an.

Er hat zwei erwachsene Kinder und arbeitet im Personalwesen der Post AG im Bonner Tulpenfeld.