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Die lecker Mädsche brechen den Widerstand

Die lecker Mädsche brechen den Widerstand

Der ortskundige Hauptfeldwebel Rainer I. nutzt den Heimvorteil für seinen Vormarsch - Ferrari ist rot und die Funken sind blau

Siegburg. Selten war so wenig Widerstand: Die Soldaten der Brückbergkaserne hielten am Freitagmorgen nur wenige Augenblicke dem Sturm der großen Siegburger Narrenschar stand. Das kann damit zu tun haben, dass Prinz Rainer I. und seine Siegburgia Bärbel I. zum Heimspiel antraten.

Sie waren mit der Gefechtssituation vor Ort bestens vertraut. Denn die Tollität ist außerhalb der Session Hauptfeldwebel des Logistikamtes in der Brückbergkaserne. So wurde die soldatische Phalanx bereits im Vorfeld unterminiert, und Rainers Chef Berthold Buchholz schwächte durch Werbung für die Jecken die Moral der Truppe.

Karnevalskomitee-Präsident Günter Krengel hatte den vorzeigen Sturm befohlen, um die Uniformierten "im Schlaf zu überraschen" und zudem Landrat Frithjof Kühn unauffällig in die Reihen der Gegner eingeschleußt. Das Konzept ging auf, bei schönstem Sonnenschein öffneten sich die Tore nach kurzem verbalen Schlagabtausch zwischen Rainer I. und Kasernenkommandant Heiko Wömpener.

Letzterer hatte seinen rheinischen Integrationssprachkurs noch nicht vollständig verinnerlicht. Ganz im Gegensatz zu seinen Soldaten, die gleich wussten, was ihnen die Ankündigung versprach: "Mir han usere leckere Mädsche mitjebraat". Da konnte auch der Standortälteste Generalarzt Erich Rödig nicht mehr anders, als einstweilen den geordneten Rückzug zu befehlen und der Aushändigung des "vorläufigen Besucherausweises" für das ganze Narrencorps zuzustimmen.

Doch plötzlich geriet der Vormarsch, der begleitet wurde durch Angst einflößende Parademusik und einschüchternde "Alaaf"-Salven, ins Stocken. Und Bürgermeister Franz Huhn musste sich fragen, ob er sich nicht zu sehr zurückgehalten und auf seinen Lorbeeren von Weiberfastnacht ausgeruht hatte. Die endgültige Wende brachte das Kräftemessen zwischen dem tollitären Hauptfeldwebel Rainer I. und Wachbattaillons-Kommandeur Michael Matz.

Der Aufgabenparcours kam dem Prinzen entgegen, kennen ihn seine Untertanen doch als eingefleischten Motorsportfan. Nach dem theoretischen Teil der Prüfung ("Welche Farbe hat Ferrari?") ging es in die selbst gebastelten, garantiert TÜV-Plaketten freien Rennwagen.

Als die Startfahne geschwenkt war, baute der Angreifer seine Poleposition erbarmungslos aus und machte damit den Weg frei zum Frontalangriff auf die Festkantine, wo die Siegburger Funken Blau-Weiss den Paradesoldaten im letzten Akt mal so richtig das Marschieren beibrachten. Das mündete in die Verpflichtung beim nächsten Staatsempfang mit blauem Dreieckshut aufzumarschieren.