Der Bürgermeister kam unter die Narrenhaube
Ein farbiger Abschied von der Jungholzhalle - Wortgewandte Ehrungen für verdiente Narrengrößen - Auch der Nachwuchs proklamiert in Urfeld seine Tollitäten
Rhein-Sieg-Kreis. Die Session ist kurz in diesem Jahr, doch umso heftiger feiern die Narren.
- Meckenheim. (rom) Die Prinzengarde Meckenheim 1933 verabschiedete sich von der Jungholzhalle mit einem furiosen Kostümball. Nachdem Prinz Otto I. und Prinzessin Edith I. (Wirges) die Narrenohren mit ihrer schmissigen Hymne über ihre "Superjeile Zick" eroberten, verwöhnte die Schautanzgruppe der Prinzengarde auf Zuruf von Spieß Franz Eschweiler die Augen der Gäste im Saal.
Schlag auf Schlag folgten die Größen des Karnevals von A, wie Willi Armbröster über B, wie Brings bis zu R, wie Wolfgang Reich, kurtz unterbrochen von einer "Festnahme". Kurz vor den Auftritt der blauen Funken aus Köln wurde der Fähnrich der Garde, Georg Wolber, in Sicherheitsverwahrung genommen, und die Fahne mit Handschellen gesichert. Beim letzten Mal hatten sich die Funken die Fahne geschnappt und gaben sie erst nach einem Tributzoll zurück.
Dem bunten Bühnenprogramm machten die Narren im Saal Konkurrenz. Sie hatten sich in Schottenröcke geworfen, mit Glitzersternen bestreut oder als glänzende Spinnen verkleidet. Kommandant Friedel Groß prämierte die Besten unter den Besten. Der erste Preis für das Einzelkostüm ging an Martin Kunze, dem kuscheligen Biber. Das beste Paarkostüm trugen König Claus Brand und Burgfräulein Michaela Ludwig. Die "Struwwelliesen" machten ihren Hattrick komplett - zum dritten Mal hintereinander heimste die Gruppe Willinek den Preis der besten Gruppe ein. Da half den Gardehexen selbst die Nähkünste nichts: als Pippi Langstrumpf erzauberten sie sich immerhin den zweiten Platz.
- Rheinbach. (rom) Rheinbachs gute Gesellschaft hat einen Ehrensenator mehr. Bürgermeister Stefan Raetz kam unter die blau-goldene Haube des gleichfarbigen Narrencorps von 1966 Rheinbach (NCR) im Vereinshaus an der Mozartstraße. Seine Ehrung änderte eine Tradition. Vor den kritischen Augen seiner Vorgänger beim NCR, wie Karl-Heinz Joisten, Michael Firmenich oder Kerstin Klier, hielt ein Ehrensenator die Laudatio für den Neuen.
Ex-Bürgermeister Hans Schellenberger begrüßte so den Nachfolger im Amt und Würden: "Nur der Karneval macht''s möglich, dass der Vorgänger seinen Nachfolger ehrt." Und er lobte die Schlagfertigkeit des Bürgermeisters, der diese gleich unter Beweis stellte: "Ich muss vorsichtig sein, falls ich gebeten werde, einen neuen Ehrensenator zu ehren." Es könnte sein Nachfolger sein.
Aber es gab nicht nur für den ersten Bürger der Stadt Sonderapplaus, auch Heinz Udelhofen stand im Mittelpunkt. Gottfried Gratzfeld übergab dem NCR-Vorsitzenden den Verdienstorden des Bundes Deutscher Karnevalisten in Gold. Das Ehrenzeichen bekommt man nicht von ungefähr, sondern für mindestens 25 Jahre Verdienste im Vorstand. Seit 1976 führt Udelhofen die Geschicke seiner blau-goldenen Truppe.
- Wesseling-Urfeld. (poh) Er ist erst 10 Jahre alt, regiert aber schon wie ein Großer: Kinderprinz Philipp I. vom Tanzcorps der Prinzengarde. Ausgelassen und wortreich machte der närrische Schüler am Sonntag klar, dass er seine karnevalistische Gefolgschaft mit Freude und einer gehörigen Portion Witz durch die Session führen will.
Als Nachfolger von Kinderprinz Alexander Engels, der in der Session 2001 durch den Urfelder Kinderkarneval führte, will Philipp I. für sich und sein Gefolge einfach eine "super-geile Zick" haben. Und das wird sicherlich gelingen.
Philipp I., Schüler des Bonner Collegium Josephinum, ist begeisterter Fußballspieler und auch in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Doch wer sich angesichts des Prinzenordens fragt, was denn eine Ziege auf dem Karnevalsorden zu schaffen hat, den klärt Mutter Renate Berg auf: "Wir haben tatsächlich zu Hause zwei Ziegen. Das Philipp auch Fan vom Kölner FC ist, das ist halt Zufall." Zur Proklamation des Kinderpinzen kamen neben den befreundeten Karnevalsgesellschaften auch Wesselings Kinderprinz Mario I. und Prinz Jupp I.
