Ein Kaninchen im Minirock

Alles für die fünfte Jahreszeit: Beim Kostüm-Flohmarkt des Damenkomitees "Drette Plöck" in Sechtem herrscht großer Andrang - Viele Masken, Hüte und Verkleidungen wechseln die jecken Besitzer

Bornheim-Sechtem. Ein echter rheinischer Jeck hat mindestens zwei Dinge: gute Laune und eine Kostümkiste im Keller. Dabei gibt es jedoch ein Problem. Der Vorrat an Karnevalsfreude ist unerschöpflich, denn die liegt im Blut. Der Fundus an Verkleidungsutensilien hingegen ist immer zu klein, so umfangreich er auch sein mag. Bei vielen Kostümen ist der Erinnerungswert größer als die aktuelle Passform, oder ihre Verwertung zur neuen Klamotte hakt an fehlendem Zubehör.

Die Last mit nicht mehr gebrauchten Verkleidungen, die nur die Karnevalskiste verstopfen, kennt auch das Damenkomitee "Drette Plöck" Sechtem und hat deshalb zum ersten Mal einen Karnevalsflohmarkt veranstaltet. Pünktlich zum bevorstehenden Start in die fünfte Jahreszeit verwandelten die Vereinsdamen und private Anbieter aus Bornheim und Umgebung den Saal der Sechtemer Gaststätte "Zur alten Post" in ein großes Gebrauchtwarenlager und trafen damit den Nerv der Karnevalsjecken.

Weil man ja noch immer etwas gebrauchen kann, herrschte gleich zu Beginn der Veranstaltung großer Andrang, und zahlreiche Hüte und Kostüme, Flitter und Fummel, Schmuck und Masken wechselten den Besitzer. Gratis dazu gab es das entsprechende Karnevalsgefühl, das sich zwangsläufig einstellt, wenn man als frischgebackener Clown oder Leuchtturm, als Ei oder "Femme fatale" vor dem Spiegel steht.

"Die Leute kommen fröhlich herein und gehen, vollbepackt mit Tüten, fröhlich wieder heraus", fasste Hildegard Wolf, Vorsitzende des Damenkomitees, die gute Stimmung und Resonanz auf den Flohmarkt zusammen. Viel zu bieten hatte vor allem der Verein selbst, der über die Jahrzehnte eine Fülle an Kostümen angesammelt hat, die nicht mehr benötigt werden oder den Frauen schlichtweg nicht mehr passen. Im Ausverkauf fanden sich Schwarzwaldmädel und Herzdamen, aber auch Vogelscheuchen und Piraten sowie jede Menge Zubehör vom Strohhut bis zur Perücke.

Gut gehende Geschäfte bedeuteten dabei nicht unbedingt eine nachhaltige Entlastung der Karnevalskiste, denn im Gegenzug haben die Anbieter untereinander auch wieder tüchtig eingekauft. Stefanie Steinhauer aus Sechtem beispielsweise, die alte Schätzchen aus den Beständen ihrer Mutter, ihrer Schwiegermutter und des eigenen Haushaltes anbot, dürfte reichlich bepackt nach Hause gegangen sein. Kostüme, die ihren Kindern nicht mehr passen, ist sie zwar losgeworden, aber dafür haben sich ihre Mädchen neue Sachen ausgesucht.

Und für sich hat Stefanie Steinhauer ein mit bunten Blumen übersätes Sackkleid erstanden und kann nun an Karneval als Blumentopf gehen. "Man kann nicht alles verwahren", sagt sie und ist ein wenig bekümmert, dass es auch bei den Verkleidungen Modetrends gibt und selbst gut erhaltene oder originelle Kostüme kaum noch interessieren. "Schlümpfe beispielsweise sind out oder Biedermeierkleider". Aber mitunter geht das eine oder andere Stück dann doch über den Verkaufstisch, weil Teile davon für etwas anderes verwendet werden können.

Weitgehend außer Mode scheint dagegen das Selberschneidern zu sein. Maria Home, die früher für das Textilgeschäft ihres Neffen Jakob Kessel in Sechtem Kostüme genäht hatte, findet keine Abnehmer für ihre Schnittmuster und die reduzierten Stoffe aus dem Laden, der Ende des Monates schließt. Aber da war an diesem Tag wohl die Konkurrenz durch die fertigen Kleidungsstücke zu groß. Das Angebot war gleichzeitig Ideengeber für spontane Impulse, beispielsweise als bayerischer Sepp mit Gummihammer zu gehen oder Kaninchen im Minirock.