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"Prinz Charming" an der Macht

"Prinz Charming" an der Macht

Narrenherrscher erobern das Meckenheimer Rathaus

Meckenheim. "Die Karnevalisten haben immer eine Fahne, die dreht sich nur nicht im Wind, wie die Politiker." Das war ein gewagter Angriff, denn schließlich gehört Stadtsoldaten-Kommandant Hans-Erich Jonen selbst zu einer Fraktion der gescholtenen Spezies.

Doch im Kampf ums Rathaus war gestern keiner zimperlich. Kamelle und Worte flogen wie Geschosse hin und her. Im Duell der Narren gegen die Federfuchser verstiegen sich Jonen und Ratsherr Peter Kohlhaas sogar in einen Sängerkrieg und schmetterten: "Eenmol Prinz zo sin".

In Wellen führten die Karnevalisten die Attacken auf eine ungewöhnliche Festung: Stadtrat und Bürgermeister hatten sich diesmal nicht auf dem Balkon des Reginahofs, sondern auf einen Auflieger vor den aufmarschierenden närrischen Truppen verschanzt.

"Wartet ihr auf die perfekte Welle?", höhnte Meckenheims Bürgermeister Bert Spilles und forderte die Gegner heraus: "Ihr habt wohl Angst." Der Debütant in dieser Rolle hatte mit seinen Vizes Heidi Wiens und Anne Viehmann erfahrene Unterstützung an seiner Seite und gab sich daher unerschrocken.

"Angst und Geld han mer nie jekannt", antwortete Jonen. Prinz Uwe I. und Prinzessin Ilona I. (Grodde) sowie Kinderprinzessin Jenny I. (Schenk) rollten im offenen Lastwagen heran. Uwe I. versuchte es mit Bezirzen: "Können diese Augen lügen?" Nach einer Dreiviertelstunde hatte es "Prinz Charming" geschafft und winkte, von vielen Untertanen umjubelt, mit dem Stadtschlüssel. Ilona I. hielt derweil Spilles "fest im Griff". Jenny I. schickte ihn dorthin zurück, woher er einst gekommen war: "Du kannst den Koffer packen und wieder nach Australien gehen."

Zuvor hatten die Narren alles an Weiblichkeit aufgeboten, was die Garden zu bieten hatten, um Spilles zu locken. Jonen und sein Kollege von der Prinzengarde, Friedel Groß, flöteten: "Komm doch mal runter, Bert. Die wollen jebützt werden." Wiens und Viehmann kämpften um den ersten Mann der Stadt: "Jetzt haben wir ihn endlich. Der bleibt hier."

Am Ende "verfingen" sich die Rathausverteidiger in den Netzen der Angreifer. Die Karnevalisten reklamierten stolz den Erfolg für sich - dank List und Tücke. Sie hätten mit dem Ratsherrn Jonen den Stadtrat und mit dem Beigeordneten Johannes Winckler, der als Mitglied der Prinzengarde in Euskirchen ein Herz für alles Närrische hat, die Verwaltung unterlaufen. "Sonst hätten wir nicht in der Jungholzhalle feiern können", so Jonen. Allein die Strategie der Verteidiger, den Angreifern auf Augenhöhe zu begegnen, zeigte Erfolg. Kanonier Helmut Keßel ließ die dicke Berta früher als sonst schweigen, mit Rücksicht auf die eigenen Ohren.