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Jecke Wiever entmachten die Bürgermeister

Jecke Wiever entmachten die Bürgermeister

Stürme auf die Rathäuser in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Ringen, Remagen, Sinzig und Bad Breisig - Stadtchefs leisten den Narren keinen Widerstand

Kreis Ahrweiler. (ga) Die Hochtage des Fastelärs haben begonnen. Am Donnerstag stürmten die jecken Wiever die Rathäuser und entmachteten die Bürgermeister.

Bad Neuenahr-Ahrweiler. (rr) Nichts mehr zu bestellen hatten trockene Beamte in staubig-muffigen Rathausstuben der Kreisstadt. Kreischende und putzmuntere Möhnenscharen nahmen den altehrwürdigen Sitzungssaal in Beschlag, der mit Clownsfiguren und farbigen Luftballons in eine knallige Heimstatt für das knatschverdötschte Möhnenvolk verwandelt war.

Es begrüßte sie statt altbackener Herren eine flotte Viererbande von Saubermännern. Als Müllmänner traten sie auf, mit Besen und Kehrblech statt Akten zuhauf, reimte Obermüllwerker Hans-Ulrich Tappe. Nur Augenwischerei, wollten sie doch arbeitendes Männervolk vortäuschen.

"Die Möhne halten das Zepter in der Hand, bei den Männern rinnen die Tränen", versprach die Hemmesser Obermöhn Hildegard Schammer. Für die Müllwerker brachte Postbotin Elvira "Berliner" mit: Frühstückspause! Und schon legte der musikalische Stimmungsmacher Johannes Schmitz los: Stirbt denn der alte Holzmichel nicht!?

Die Walporzheimer um Obermöhn Rosa Barrenstein untersuchten den "kranken" Bürgermeister handfest auf eine Liege seine Gebrechen, nur das Zäpfchen ersparten sie ihm. Sieh da, der Scheintote kam wieder zu sich, denn Tappe wollte "nach dieser Behandlung ganz schnell wieder arbeiten".

Das Rathausteam mit den Beigeordneten Guido Orthen, Heinz Lindlahr und Werner Schüller, mit spitzen Pylonen auf den Köpfen, kapitulierte, als die Heimersheimer mit Obermöhn Marlies Rohner die Moritat von den jecken Mädche mit den Spitzenhöschen vortrug. Immerhin, es gab den Jubiläumsorden - fünf mal elf Jahre zählt diese Möhneschar.

Die Gimmiger Backeslämpche um Obermöhn Petra Schneider erkannte, was das mit der Rathauskultur so auf sich hat: Der Bürgermeister will nur den Beamten Kultur beibringen. In einem umjubelten Szenenbild ordneten die Gimmiger an: Vier Ortsvorsteher, marsch auf die Bühne und vier Schnapsgläschen in der Hand halten. "Thema des Bühnenbildes: Suleika tränkt vier Kamele.

"Kann denn Liebe Sünde sei?", fragte Obermöhn Inge Meirich zum Jubiläum - 25 Jahre - der Ahrweiler Wiever und brachte vier leckere Mädche mit - aus Schokolade. Die Kirchdauner mit Obermädel Ilse Alfter verkündeten eine Bekanntmachung: Männer ran an die Hausarbeit. Jubel bei allen Möhnenscharen.

Das Bachemer Trüppchen um Sitzungspräsidentin Sylvia Schmitz verübelte Tappe, dass er ihre Sitzung nicht besucht hatte. Zur Strafe gab es Kartoffelsalat von der Sitzung, allerdings für den Westfalen mit Korn zum Runterspülen. Auch die Ehlinger Spitzenfrau Luise Senscheid wollte den Bürgermeister gerne sehen und meinte: "Bürgermeister und Konsorten verschmähen wohl die kleinen Orte".

Sie übergab einen Ableger von der alten Linde am Dorfplatz, damit der zur Belebung des Platzes an der Linde in Bad Neuenahr beiträgt. Und wieder stieg die Stimmung beim "Hutspiel" mit sieben Müllmännern, die scharf auf das Erbe von Tante Mariechen waren.

"Ab auf die Piste" riefen die Ramersbacher - das hoch gelegene Kitzbühl der Kreisstadt - um Schneekönigin Regina Harz. Ganz im weißen Pelz mit schwarzen Bommeln tanzten die Schneegeister spritzig den Schneewalzer und verlangten einen Sessellift von der Stadt. Die Heppinger Käslöffel um Obermöhn Heidi Steinfartz schritten energisch zur Tat: eine Glocke und schöne Orden überreichte sie und ordnete an: Die Müllmänner machen Rosenmontag Heppingen sauber.

Dabei passt die Frau Vorwitz auf, die viel beklatschte Verzällchen aus der Nachbarschaft zum Besten gab. Und ganz neu, den Orden der Stadt "Beste Jeck" hängte der oberste Müllmann allen Obermöhnen um den Hals. Wieder viel Spaß an der Freud mit jecken Wiever und humorvollen Beamten.

Remagen. (wtz) Mit schlotternden Knien stand Bürgermeister Herbert Georgi auf der Treppe des Rathauses. Jecke Wiever hatten ihn umringt, und er ergab sich ohne großen Widerstand. Obermöhn Uschi Schunk hatte das Zepter in die Hand genommen, den Stadtchef entmachtet. Mit einer Packung Beruhigungstee wurde Georgi "kalt"-gestellt.

Auf die Krawatte hatte er zwar auch in diesem Jahr verzichtet, aber sein Halsschmuck wurde dennoch um einiges verschönert. Prangte auf einer Brosche der Schriftzug "Ich liebe Köln", so wurde der Ortname kurzerhand durch Remagen ersetzt. "Wer weiß, was mit ihm passiert wäre, hätte auf der Brosche Düsseldorf gestanden", kommentierte die Obermöhn.

Mit rund 60 Möhnen der "Stippeföttche", den Nachtjacken, den "Höppe Mötzje" und den "Top 7" hatten die Frauen den Marktplatz fest in ihrer Hand. Und Maria Schorn schwenkte stolz die Möhnenfahne. Dass in der Römerstadt an diesem Tag jede Menge "Frauenpower" angesagt war, bekamen auch Kenny Heidecke und Andreas "Schnucki" Schuster zu spüren.

Sie wurden kurzerhand als Engel und Teufel kostümiert. Aber auch Georgi bekam einen neuen Job zugetragen. Er musste per Gepäckkarren Prinzessin Nicole I. Bögeholz durch die Fußgängerzone chauffieren. In einem Festzug zogen die Frauen zum ausgelassenen Feiern in die Rheinhalle.

Grafschaft. (ne) Auf der Grafschaft brechen neue Zeiten an. Bereits am dritten Tag seiner Amtszeit als Bürgermeister ließ Achim Juchem die Möhnen in sein Allerheiligstes. Und die Rathausmannschaft feierte fröhlich mit. Einige setzten sich als fleißige Bienchen ins rechte Licht.

Voll Hochachtung konstatierte Landrat Jürgen Pföhler als Gast, dass sich sein ehemaliger Mitarbeiter in den paar Tagen schon "mit den schönsten Frauen der Grafschaft" umgeben hat. Ihre Sektgläser schwenkten die Möhnen aus Bölingen mit Obermöhn Marianne Hecker, die Bengener Möhnen mit Anführerin Marlene Grut, die Birresdorfer mit Marietta Vormann und die Ringener mit Schriftführerin Gerda Wildenhain.

Besondere Ehre erfuhren die Bölinger und die Bengener Möhnen. Beide Vereine feiern in diesem Jahr 50-jähriges Bestehen. Die Bölinger sind schon eifrig dabei, die Bengener sparen sich die Freude bis zum Beginn der neuen Session im November auf.

Sinzig. (lz) Die Sinziger "Stadtmauremöhnen" stürmten am Donnerstag das weiße Rathaus am Kirchplatz. Doch eigentlich war es angesichts des blau-gelb herausgeputzten Ratsaales und zahlreicher verkleideter Helfer im Verwaltungsdomizil eher eine freundschaftliche Übernahme.

Die jecken Mädels gingen jedoch wenig schonend mit dem "kränkelnden" Stadtchef Wolfgang Kroeger um. Denn der Bürgermeister kam ob einer langen Liste "politischer Verfehlungen" sicherheitshalber an den Pranger. Die Verwaltungsspitze hätte gewarnt sein müssen, denn immerhin wurde das obligatorische Kürzen der Krawatte bereits als Zuckerbrötchen dargestellt.

Neuerung im Rathaus: Beigeordnete Charlotte Hager übernahm am Tag der Mädels die Begrüßung, outete sich als Möhn, bezeichnete die Prinzen als Vasallen und verteilte dann unter Mädels als Ehrung auch den Orden der Stadt. Damit wurde diesmal ein Stück Urgestein des Sinziger Karnevals ausgezeichnet.

Gertrud Herter geht seit Jahrzehnten in die Bütt und hatte in diesem Jahr mit einer Marita-Köllner-Parodie im Helenensaal geglänzt. Die Möhnen konnten auf Unterstützung bauen. Sentiaca Gisela I. Hirte samt "Vasall" war ebenso gekommen wie Kinderprinzessin Alexandra Oedekoven samt Gefolge. Hinzu stieß dann noch das Prinzenpaar der Caritaswerkstatt, Ulrike I. und Prinz Guido II.. Dem Sturm der Bankhäuser folgte der Möhnenwibbel auf dem Kirchplatz und das Feiern im Helenensaal.

Bad Breisig. (wtz) Bestens vorbereitet auf den Sturm der Bad Breisiger Möhnen zeigte sich am Donnerstag Bürgermeister Bernd Weidenbach. Ein volles Programm erwartet die knapp 30 Möhnen an "ihrem" Tag.

Mussten sich die närrischen Damen in den vergangenen 18 Jahren noch in das Amtszimmer von Altbürgermeister Hubert Busch drängen, so hatte der neue Chef kurzerhand den Sitzungssaal zur Hochburg erklärt.

Noch ein weiteres Novum für die Möhnen. Waren sie in der Vergangenheit immer alleine mit dem Stadtchef, so feierten in Premiere die Damen der Verwaltung kräftig mit. "Hier beim Bürgermeister fällt der Startschuss für die große Runde, die uns durch die ganze Stadt führt", erklärt Simone Jüsten, eine der beiden Obermöhnen.

Auch wenn Weidenbach zuvor versucht hatte, sich mittels flüssiger und fester Labsal seinem Schicksal zu entziehen, griff Hedi Schwarz dann aber doch zur "Waffe" und kürzte den bunten Langbinder deutlich. Ganz ohne Abschiedsgeschenk blieb der Bürgermeister dann aber doch nicht, gab es für ihn aus der Hand der Ehrenobermöhn Christine Müller doch das "kleine Möhnchen" als Strickpuppe, die in ihrem Innern einen kräftigen Schluck bereit hält, falls Weidenbach einmal die Kraft zum Regieren verlässt.