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Tanzende Mäuse und Eiswein fressende Schweine

Tanzende Mäuse und Eiswein fressende Schweine

Närrische Freunde Mayschoß unterhalten mit gelungener Mischung aus Büttenreden und Tanzeinlagen

Mayschoss. "Dat jläserne Behältnis in ihre Händ, verwenden se bitte net für Kukident. Da hinein kommt seit 140 Jahr allein - jenau, nur der ruude und de weiße Wein."

Hildegard Josten war zwar noch am Anfang ihres Vortages, doch das Publikum brauchte bei ihr keine Zeit zum Aufwärmen. Schon beim Einmarsch hatte es laut mitgeklatscht und gelacht, wusste es doch, was es erwartet. Denn Josten ist stets einer der Höhepunkte der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Närrische Freunde Mayschoß (KG NFM).

Am Samstagabend trat sie als Weinexpertin im großen Saal des Winzervereins Altenahr auf die Bühne. In Mayschoßer Platt vom Feinsten erklärte sie die Verkostung des edlen Tropfen: "Prüfen se zuerst, ob de Wein Stoppen hat. Und dann nehmen se immer nur e Müülche voll." Vollends in lautes Lachen brach das Publikum beim Thema Eisweinernte aus. Die hatten im vergangenen Jahr in Mayschoß und Altenahr nämlich Wildschweine aufgefressen. "Wünsche se unsre Winzer niemals viel Schwein, denn dat kriege die in de falsche Hals hinein", riet Josten.

Von Sitzungspräsident Jürgen Kraus gab es anschließend den KG-Orden, das Publikum ehrte Jostens Büttenrede mit stehenden Ovationen. Überhaupt schaffen es die Mayschoßer jedes Jahr erneut, eine einmalige Karnevalssitzung auf die Beine zu stellen. Was nicht zuletzt auch an den vielen Büttenrednern aus Mayschoß selbst liegt. Schon Tobias Schmitz, der als erstes auf die Bühne kam und das Eis brechen musste, sorgte für Stimmung im Publikum, als er die viel zu oft unterschätzte Krone der Schöpfung anpreiste: "De Maan is alles.

Er ist perfekt konstruiert, hat als Erster in die Welt jeguckt und hat Wissen, Kraft und Jeist." Gegen dieses "Wesen aus dem besonderen Holz" käme das "unerwartete Produkt Frau" kaum an. Letztendlich kam er aber zu dem Schluss: "Es jit nur zweierlei Mensche und Jejensätze ziehe sich aan. Auch wenn ens de een üver de andere kläff, ejal, Konkurrenz beleev dat Jeschäft." Aber auch die Männer kamen nicht ungeschoren davon. Die "zwei alten Damen von der Altenfeier" (Lewis und Alfons Schmitt) zogen genüsslich über ihre Ehemänner her und klatschten und tratschten über alles, was im Dorf passiert.

Der 18 Jahre alte Lewis Schmitt hatte am Samstagabend außerdem sein elfjähriges Bühnenjubiläum. Mit sieben Jahren stand er mit Vater Alfons Schmitt schon auf der Bühne. In den vergangenen Jahren hatte er das Publikum dann auch zeitweise alleine unterhalten. Am Samstag standen Vater und Sohn nach langer Zeit wieder gemeinsam in der Bütt.

Ob Wolfgang Hehle, der als "Pöstchensucher" über die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in Mayschoß berichtete, "Jösefchen" Volker Grimm oder Günter Friedsam, der als "Boore Ehemann" auf der Bühne stand, die Stimmung im Saal war wie immer einmalig. Zwischen den Reden sorgten die "Meeschejer Höppemüüsje", "Danzmüüs", die Showtanzgruppe Rot-Weiße Funken Unkelbach und natürlich das Tanzpaar Eva-Maria Mies und Tobias Baltes mit ihren Tanzkünsten für Staunen beim Publikum.

Ehrengast des Abends war der Herzogenrather Karnevalsprinz Josef Poque. Mit einer großen Delegation kam die Karnevalsgesellschaft eigens aus Herzogenrath an die Ahr. Denn Mayschoß verbindet schon seit Anfang der 1970er Jahre eine Städtepartnerschaft mit dem Ort an der niederländischen Grenze.

Die Ursprünge dieser Partnerschaft gehen aber bis ins Mittelalter zurück, als das Kloster in Herzogenrath noch zur Burg Saffenburg in Mayschoß gehörte. Heute fehlen die Herzogenrather bei keiner Sitzung der KG NFM. Bei einer solch guten Stimmung und einem mehr als unterhaltsamen Programm wie am Samstag ist das auch kein Wunder.