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Inklusiver Karneval bei „Furios“ Bonn: Jecke Tänze mit bläcke Fööss

Inklusiver Karneval bei „Furios“ Bonn : Jecke Tänze mit bläcke Fööss

Die intensiven Proben für die inklusive Karnevalssitzung der Caritas, „Furios", haben sich gelohnt. Alle Teilnehmer hatten viel Freude – vor und auf der Bühne.

Der Funke ist sofort auf die Jecken im Saal übergesprungen – im wahrsten Sinne des Wortes. Gleich der erste Sketch, der am Donnerstagnachmittag auf der inklusiven Karnevalssitzung „Furios“ im Pfarrheim Pützchen aufgeführt wurde, sorgte für große Lacher unter den bunt kostümierten Jecken im Saal: In Zeiten der Energiekrise können sich die Roten und Blauen Funken keinen Strom mehr leisten und wollen jetzt selbst kostengünstig Strom erzeugen. Wie machen sie das am besten? Genau, mit Stippefötche!

Natürlich waren auch die Jecken im Saal aufgefordert, zur Energieerzeugung beizutragen, was sie in Form von tosendem Beifall erfolgreich meisterten. Knapp 40 Personen mit und ohne psychische Beeinträchtigungen standen im Verlauf des rund dreistündigen närrischen Spektakels auf der Bühne. Gemeinsam mit ihren Betreuern sowie weiteren Mitarbeitern der Sozialpsychiatrie des Caritasverbandes der Stadt Bonn hatten sie in den vergangenen Monaten Sketche geprobt, Gesangsnummern geübt und Tanzchoreografien einstudiert.

„Alle Mitwirkenden sind der Einrichtung irgendwie verbunden. Bei uns stehen Kinder, Jugendliche und Erwachsene gemeinsam auf der Bühne“, berichtete Anita Schönenberg. Die Leiterin der Sozialpsychiatrie hatte die Nummern nicht nur mit den Mitwirkenden einstudiert, sondern mit ihrer Kollegin Susanne Koch-Kälble auch die Sitzungsleitung übernommen.

In ihren Sketchen nahmen sich die Karnevalisten neben der Klimakrise noch vielen weiteren sozialen, kulturellen und politischen Themen an. Die Teilnehmer der Tagesstätte Duisdorf bewiesen beim „Wasserballett“ viel Humor. Petra Hackstein hatte sich schon seit vielen Wochen auf die Aufführung dieses Sketches gefreut: „Ich mache schon seit 18 Jahren bei ‚Furios’ mit. Hier auf der Bühne kann ich vom Alltag abschalten und einfach mal fröhlich sein“, sagt sie.

Mit Herzblut dabei

Ebenfalls mit Herzblut dabei war Lilly Seebaß: „Das Gefühl, auf der Bühne zu stehen und eine Nummer aufzuführen, ist großartig. Hier können wir unsere Stimme erheben und werden gehört“, sagt Seebaß, ebenfalls Patientin der Tagesstätte Duisdorf. Sie stand gleich bei mehreren Sketchen auf der Bühne: Als Chormitglied setzte sie sich auf musikalische Art kritisch mit der vergangenen Fußball-WM auseinander, und auch im Museumssketch war sie dabei.

Der „Furios“-Sitzung fiebert sie jedes Jahr schon lange im Voraus entgegen: „Man geht jedes Mal mit Bauchweh nach Hause, weil man so viel gelacht hat“, sagte Seebaß. Ein ausgiebiges Training für das Zwerchfell war auch die Nummer „Bläck Fööss“. Als Schönenberg diese ankündigte, war schnell Aufregung im Saal: Kommen die kölschen Legenden wirklich? Leider nicht, doch witzig war’s allemal: Das Ensemble von „Furios“ hatte den Bandnamen in ihrem Sketch wörtlich genommen und eine beeindruckende Choreografie mit ihren nackten Füßen einstudiert.

Bei allen Mitwirkenden trägt die Teilnahme auch zur Stärkung des Selbstbewusstseins bei. „Die Teilnehmer stehen auf der Bühne und erkennen ihr eigenes Talent“, erklärte Schönenberg. Die Vorbereitungen seien sehr zeitintensiv, aber: „Der Lohn sind 300 Menschen, die klatschen und Freude haben während der Sitzungen“, so Schönenberg.

Wäscherprinzessin Lena I. schaute ebenfalls bei dem närrischen Treiben vorbei: „Was für eine Super-Stimmung hier. In solche Säle kommt man gerne!“, rief Lena I. den Jecken im Saal zu.