Hoch über den Jecken

Dransdorf. Stelzenlaufen ist anstrengend. Den "Koninklijke Steltenlopers van Merchtem Stichting Langevelde" kam es deshalb sehr gelegen, dass der Dransdorfer Karnevalszug an den Kommentatorenbühnen immer wieder stoppte: Zum Ausruhen lehnten sich Mitglieder mit verschieden hohen Stelzen nebeneinander an eine Hauswand und reichten Getränke von unten nach oben.

Ebenso ungewöhnlich waren die Regimentstrompeter der KG Prinzengilde 1947 aus Eschweiler Bergrath: Statt zu marschieren, ließen sich die Musiker auf einem Wagen fahren. Weite Wege hatten die Guugenmusig Blaechchutzeler aus Küssnacht in der Schweiz und die Guggenmusik Schlappefligga Bad Breisig zurückgelegt, und die Adelegg Schalmeien kamen immerhin aus dem Allgäu. Unter den 63 Gruppen waren aber auch viele Bonner Vereine.

Fotos Bilder vom Zug in DransdorfDen Abschluss bildeten Prinz Gustav I. und Prinzessin Bianca I. von der Großen Dransdorfer KG. "Add 40 Johr, mir Dronsdorfer jonn zum schönste Vierdelszoch von Bonn" lautete das Motto. 30 000 Menschen drängten sich laut Schätzung der Polizei am Straßenrand. An der Sparkasse, in der es zuvor den traditionellen Empfang gegeben hatte, schaute auch das Bonner Prinzenpaar zu.Auch die Bonner Gehörlosen Karnevalsgesellschaft von 1976 war wieder mit Prinz Hans II. und Prinzessin Gabi I. dabei. Die hörgeschädigten feierten später in der Mehrzweckhalle an der Kettelerschule. "Wir sind genauso stark im Feiern wie die Hörenden", teilte Präsident Frank Fink mit.

Es habe sich längst in ganz Deutschland herumgesprochen, dass es in Dransdorf den wohl einzigen Karnevalszug in Deutschland gibt, der von einer Gehörlosendolmetscherin kommentiert wird. Anneliese Dumjahn übersetzte auch die Auftritte in der Halle: Fink moderierte, einige Besucher kamen mit Büttenreden. Zum Applaus wurde nicht geklatscht, sondern gewunken. Für die Schwerhörigen wurde die Musik besonders laut gemacht. "Ich habe mir Ohrstöpsel mitgebracht", gestand Dumjahn. Viele andere Dransdorfer feierten nach dem Zug noch im Festzelt.

Lessenich/Messdorf. Trotz der Dransdorfer Konkurrenz drängten sich viele Kostümierte am Straßenrand in Lessenich/Meßdorf und schauten sich den Zug an, der von einem sehr schönen Wagen mit 1001-Nacht-Motiven angeführt wurde. Es folgten Piraten, schräge Vögel und eine Gruppe im ABBA-Look, der Junggesellenverein Lessenich ließ mit viel Rauch das Space Shuttle "Lesscovery" steigen, und die Lessenicher Fastelovends-Jecken 1994 brachten zum Thema Jim Knopf eine ganze Lok mit. Fotos Bilder vom Zug in LessenichNatürlich durften die Tollitäten des Meßdorfer Karnevalsclubs und der KG Lessenicher Sterne nicht fehlen. Beide hatten vor dem Zug Biwaks aufgebaut - Kinderprinzessin Jana I. auf dem Margarethen-Plätzchen, Prinz Wolfgang I. auf dem Roncalliplatz in Lessenich.

Röttgen. "In Röttgen geht's jetzt rund!" Der Bautrupp der Gruppe Schaaf freute sich über den fertiggestellten Kreisel am Ortseingang so sehr, dass sie am Sonntag einen Handwagen zum Thema durch den sehr gut besuchten Röttgener Karnevalszug rollte. Unter den 21 jecken Gruppen waren auch stolze Wikinger, die Rude Nase als Chinesen und die Familie Keet als Meerjungfrauen.Die Mascerata Veneziana präsentierte ihre prächtigen Kostüme, und das Kinderprinzenpaar Felix II. und Julia I. warf haufenweise Kamelle ins Volk. Der Festausschussvorsitzende Gustav Hecker war zufrieden. "Wichtig ist, dass es ruhig und friedlich geblieben ist."