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"Das Publikum will die bekannten Kräfte sehen"

"Das Publikum will die bekannten Kräfte sehen"

Postalia-Sitzung 2007 in Königswinter ist schon ausverkauft - Auch die GKKG bekommt die CJD-Aula problemlos voll - Kleinere Gesellschaften müssen sich nach der Decke strecken - Ittenbach bleibt ein Einzelfall

Königswinter. Wer noch eine Eintrittskarte für die "Große Postalia-Sitzung" am 12. Januar 2007 in der CJD-Aula ergattern will, hat Pech. Die Veranstaltung mit 700 Besuchern ist seit Januar 2006 ausverkauft. Auch wer eine Woche später an gleicher Stelle schunkeln will, muss sich sputen. Für die Kostümsitzung der Großen Königswinterer Karnevalsgesellschaft von 1860 gibt es nur noch rund 50 Karten.

Karnevalsmuffel scheint es in Königswinter nicht viele zu geben. Der halbleere Saal bei der Prinzenproklamation Anfang Januar in Ittenbach war in dieser Session ein Einzelfall. Die Öttemicher Jecken konnten gerade einmal die Hälfte der Eintrittskarten verkaufen. Einer der Gründe: Am Vorabend hatte die ausverkaufte GKKG-Sitzung stattgefunden, und gleichzeitig wurden in Bad Honnef die Siebengebirgstollitäten inthronisiert.

Was zuviel ist, machen auch die größten Jecken nicht mehr mit. Das bekam selbst die Große Königswinterer Karnevalsgesellschaft zu spüren. Vor einem Jahr musste sie ihre Herrensitzung wegen geringer Kartennachfrage absagen. "Wir lassen da erst mal die Finger von", sagt der Vorsitzende Michael Weiser.

Bei einer Umfrage habe sich herausgestellt, dass die Leute nur noch bereit sind, eine Veranstaltung zu besuchen. "Das Geld sitzt den Leuten nicht mehr so locker, und mit Essen und Trinken kostet der Abend ja schnell mal 150 Euro für zwei Personen", so Weiser.

Diese Antwort bekam der "Oberjeck" auch in diesem Jahr von Teilen seiner Stammkundschaft zu hören, denen die Kostümsitzung zu teuer geworden war. Dennoch war die Veranstaltung frühzeitig ausverkauft. Die meisten Besucher, die von den Auftritten der Höhner oder dem Rumpelstilzje begeistert waren, orderten anschließend direkt die Karten für die kommende Session, wenn Brings und Bernd Stelter neue Höhepunkte versprechen.

Die Postalia-Sitzung 2007 war noch früher ausgebucht. "Uns liegen sogar für 2008 bereits 400 Kartenbestellungen vor. Es läuft einfach", sagt Bernd Hardenberg, Präsident und Vorsitzender der Fidelen Freunde Postalia, nicht ohne Stolz. Im nächsten Jahr garantieren die Bläck Fööss, die Paveier, De Boore und das Rumpelstilzje erneut eine tolle Stimmung.

"Die Leute sind bereit, Geld auszugeben, wenn sie ein entsprechendes Programm als Gegenwert bekommen. Bei uns hat sich nie jemand beschwert", sagt Hardenberg. 29 Euro kosten die Karten und sind somit erheblich billiger als in den Karnevalshochburgen, wo für 45 Euro aufwärts auch kein attraktiveres Programm geboten wird.

Über die Runden kommen die Fidelen Freunde auch nur, weil sie die Einnahmen aus dem Getränkeausschank einstreichen können und weil 60 bis 80 ehrenamtliche Helfer im Einsatz sind. "Elf Leute sitzen im Elferrat, der Rest muss laufen", nennt Hardenberg das simple Erfolgsrezept.

Zufrieden ist man auch bei der Oberpleiser Narrenzunft. "Wir hatten bereits im vergangenen Jahr gegen den allgemeinen Trend mehr Besucher. Das hat sich fortgesetzt", bilanziert Präsident Heinz Vogt nach der gut besuchten Prunksitzung am vergangenen Wochenende in der Aula des Schulzentrums. Auch in Plees geht der Trend zu den Spitzenkräften des rheinischen Karnevals.

"Das lässt sich gar nicht vermeiden. Wir haben lange Jahre den ortsbezogenen Karneval gepflegt, aber das Publikum will die bekannten Kräfte sehen", sagt Vogt. Die Verpflichtung solcher Gruppen wie "Die Kolibris" oder "Die 3 Colonias" lässt sich dabei nicht aus den Eintrittsgeldern allein finanzieren. Das restliche Geld muss durch Kuchenbüffets, Reibekuchenstände und den einen oder anderen Sponsor reinkommen. "Kleinere Gesellschaften müssen sich finanziell nach der Decke strecken", sagt Vogt.

Auch die KG "Mir komme met" aus Bockeroth kann sich nicht beklagen. "Unsere Prinzenproklamation im Januar war innerhalb von 20 Minuten ausverkauft", sagt Präsident Wolfgang Wicharz. Dabei passen in den Saal "Op de Hüh" deutlich mehr als ein Drittel der 750 Einwohner des Ortes. Gemessen daran dürfte auch der Rosenmontagszug mit acht großen Wagen und zahlreichen Fußgruppen zu den größten in der Region gehören.

Weniger zufrieden ist Heinz vorn Hüls, der Literat der KG "Me brängen et fädig" aus Niederdollendorf, die seit drei Jahren in der CJD-Aula eine gemeinsame Sitzung mit der Oberdollendorfer Küzengarde veranstaltet. In diesem Jahr kamen 340 Zuschauer, die Halle war nur halb voll. "Die Resonanz könnte besser sein. Man kann sie nicht mit früheren Jahren vergleichen, als meine Gesellschaft alleine die Halle gefüllt hat", sagt er.

Nach seinen Erkenntnissen haben die meisten kleineren Vereine zu kämpfen. "Früher sind die Leute auf zwei bis drei Veranstaltungen gegangen, heute gehen sie nur noch auf eine", hat er festgestellt. Bei Preisen von bis zu 1 000 Euro für Büttenredner, ein Bernd Stelter bekommt sogar 2 000, und noch viel höheren Gagen für bekannte Bands geben die Dollendorfer lieber Nachwuchskräften eine Chance.

Allen Veranstaltern graut bereits vor 2008. Dann dauert die bereits Anfang Februar endende Session nur wenige Wochen. Die GKKG-Sitzung findet bereits am 4. Januar statt, wenige Tage nach Weihnachten und Silvester. "Wir würden sonst überhaupt keine Kölner Kräfte bekommen", sagt Michael Weiser. Und ohne sie wäre die Aula nicht voll.

Stimmen zur Session

Willi Weyler, Vorsitzender der Strücher KG (Thomasberg): "Wir können nicht klagen, auch wenn wir unseren Saal nicht ganz voll kriegen. Es ist aber besser gelaufen als im vergangenen Jahr. Mein oberstes Prnzip ist, den Leuten ein Klasseprogramm zu bieten, was uns auch in diesem Jahr, unter anderem mit dem Rumpelstilzjen, gelungen ist. Die Zusammenarbeit mit dem Bürgerfestausschuss Heisterbacherrott klappt nach anfänglichen Schwierigkeiten mittlerweile blindlings."

Wolfgang Bellinghausen, Vorsitzender des Bürgerfestausschusses Heisterbacherrott: "Ich bin mit der Session sehr zufrieden. Nicht zuletzt wegen der Neueröffnung des Saals Lichtenberg. Wir waren in Thomasberg zu Hause, jetzt haben wir unsere Heimat wieder. Die Kooperation mit der Strücher KG werden wir aber natürlich fortsetzen. Wir ergänzen uns inzwischen phänomenal. Angesichts der früheren Rivalitäten zwischen Heisterbacherrott und Thomasberg haben wir dafür eigentlich den Friedensnobelpreis verdient."

Francisco Hoffmann, Präsident der Vinxeler Karnevalsgesellschaft: "Unsere Veranstaltungen waren so gut wie noch nie besucht. Wir hätten für die Prinzenproklamation statt der 250 auch 100 Karten mehr verkaufen können. Auch beim Prinzenfrühschoppen war das Festzelt so voll, dass wir angesichts der Saunatemperaturen sogar die Heizung abstellen mussten. Weil unser Prinzenpaar aus Oelinghoven stammt, kommen die Leute nicht nur aus Vinxel und Stieldorf, sondern auch von dort zu uns."

Ingo Alda, Präsident der KG "Spitz pass op" (Eudenbach): "Unsere Prunksitzung am vergangenen Freitag war mit 330 Besuchern ausverkauft. Das Interesse hat in den vergangenen Jahren auch an unseren beiden karnevalistischen Frühschoppen zugenommen. Bei unser Sitzung setzen wir auf eine gute Mischung aus bekannten Kräften und eigenen Leuten. Das erwarten unsere Besucher auch von uns."