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Die Große Königswinterer Karnevalsgesellschaft wird 150

Die Große Königswinterer Karnevalsgesellschaft wird 150

Narren-Schau bietet bis Aschermittwoch viele Hingucker

Königswinter. "Mütze und Liederheft an der Kasse!" Ja, wer die Galasitzung der Großen Königswinterer Karnevalsgesellschaft am 22. Februar 1930 im Westfalenhof besuchte, bekam die Texte für den Gesang schwarz auf weiß. Das wurde den Jecken bereits auf den Veranstaltungsplakaten verkündet.

Eine Reihe solcher Hinweisschilder hängen jetzt in der Geschäftsstelle Königswinter der Kreissparkasse Köln aus. Und Liederhefte selbst, die kann der Besucher ebenso in einer Vitrine aufspüren. Sogar eins aus dem Gründungsjahr 1860 der Narrenvereinigung ist dabei.

Historie Im Weinkeller des Gasthauses im "Tubak" wurde am 27. Oktober 1860 die "Carnevalsgesellschaft" bei einem guten Wein und Ziegenkäse gegründet. In dem Haus von 1693, früher auch Poststation, befindet sich demzufolge die Geburtsstätte eine der ältesten Karnevalsgesellschaften im ganzen Rheinland, die anlässlich ihres 150-jährigen Jubiläums das bisher nun achte Siebengebirgsprinzenpaar aus ihren Reihen stellt.
In der Geschichte der Gesellschaft gab es Höhen und Tiefen, auch finanziell. Während der Kriege ruhte das karnevalistische Treiben. 1946 wurde mit einem bunten Abend wieder gestartet. Zwei Jahre später gab es wieder eine Galasitzung.
Turbulente Jahre erlebte die GKKG in den Siebzigern: 1975 liehen sich die Königswinterer sogar einen Präsidenten aus Köln aus. 2001 traten erstmals Frauen als aktive Mitglieder in die KG ein. Das tat der GKKG gut, denn Mitglieder wurden dringend benötigt. Und Guido Hoffmann stellte ein neues Konzept für die Sitzungen auf.Bis Aschermittwoch beherbergt die Filiale des Geldinstituts an der Bahnhofstraße die Schätze der Jubiläums-Gesellschaft. Ein Prinz und ein Tanzmariechen, natürlich lebensgroße Puppen, begrüßen die Besucher der "Narren-Schau", die sich hier einer Lehrstunde in Heimatkunde unterziehen können. Bei der Eröffnung der Ausstellung konnte Regionaldirektor Jakob Tillenburg aber sogar einen echten Prinzen willkommen heißen: Siebengebirgsprinz Guido I. mit seiner Lieblichkeit Nadine I.

Und es gibt ja soviel zu entdecken. GKKG-Vorsitzender Mike Weiser stimmte beim Start der Präsentation die Gäste mit einem Ausflug in die Historie ein. Vor allem beleuchtete er die Zeit vor 1860, als es gleich mehrere Anläufe karnevalistischer Verbindungen gab. Unter dem Namen "Eintracht" wurde am 26. Dezember 1842 der erste Versuch gemacht.

In wenigen Tagen hatten die 31 Mitglieder eine Satzung aufgestellt und eine Standarte entworfen. Nach einigen Jahren und mehreren Bällen löste sich der Verein auf. Im Revolutionsjahr 1848 gründeten Karnevalisten einen politischen Club. Auch nach 1860 gab es noch einige "Konkurrenzunternehmen" namens Große Karnevalsgesellschaft.

Prächtige Orden aus der Zeit von 1934 bis 1939 und ab 1948 werden auf mit Samt bezogenen Tafelstaffeleien gezeigt. Richtige Kunstwerke, ja Schmuckstücke sind das. Interessant auch ihre Themen, die vom Siebengebirge über Willi Ostermann bis hin zu den Altstadt-Originalen reichen, die in einer Serie verewigt wurden vom Karusselle-Liss über den Streukoche bis hin zum Dubbelaasch.

Die Krönung aber: Das ist der erste Orden von 1860, der 1980 dem inzwischen verstorbenen Senator Horst Kukwa-Lemmerz überreicht wurde. Auch die Kette des Ehrenpräsidenten Fritz Bastin, der nach dem Zweiten Weltkrieg die Gesellschaft mit zum Blühen brachte, ist wie ein kostbares Geschmeide beim Juwelier zu bestaunen.

Neben dem ersten Protokollbuch mit Zeichnungen von 1860 und handgeschriebenen Texten, alten Kassenbüchern und weiteren schriftlichen Unterlagen aus 160 Jahren ist auch die erste Fahne ein absoluter Hingucker. Leider wäre eine Restaurierung dieses alten Stückes so teuer, dass die GKKG darauf verzichten muss. Schade. Irgendwann wird sie sich auflösen.

Pokale und Gesellschaftsmützen und viele Fotos ergänzen die Ausstellung. "Wir haben vor zehn Jahren die Bevölkerung aufgerufen, uns bei der Suche nach Utensilien zu unterstützen", sagte Prinz Guido I. "Das hier ist nur ein kleiner Teil von dem, was zusammenkam." Sitzungspräsident Peter Giesen bedankte sich bei Jakob Tillenburg, Bezirksdirektorin Gudrun Börter und Geschäftsstellenleiterin Angela Lischke für die Möglichkeit, in der Schalterhalle des Geldinstituts die Schatzkammer der GKKG aufzuschlagen.

Und die Besucher finden sogar etwa zum Mitnehmen vor: Nachdrucke der Liederhefte von 1860 und 1857. Neben den Mundarttexten ist die Übersetzung angeordnet. Schon zu Beginn ihrer 150-jährigen Geschichte dichteten die Karnevalisten aus der Drachenfelsstadt ihre eigenen Lieder.

So wie die Verse über die Stadtratswahl. Kleine Kostprobe: "Drum schönen Dank für eure Wahlen, wir haben demnächst nichts mehr zu zahlen soviel wie heuer - Gemeindesteuer." Manche Dinge ändern sich einfach nie.

Die Ausstellung "150 Jahre Große Königswinterer Karnevalsgesellschaft" ist bis zum 17. Februar während der Öffnungszeiten der Geschäftsstelle der Kreissparkasse, Bahnhofstraße 5-7 zu sehen.