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Perückentausch verwandelt Saal in ein Tollhaus

Perückentausch verwandelt Saal in ein Tollhaus

"Et fussich Julche" tauscht falsche Haare gegen Narrenkappe - Sövener Jecke feiern im närrischen Rausch

Hennef. Karneval in Köln? Das ist sicher eine feine Sache, aber so weit brauchte ein Jeck mit Stil und Qualitätsansprüchen am Samstag gar nicht zu fahren.

In der kleinen Hennefer Höhengemeinde Söven, genauer gesagt im Saal des Sövener Hofes, ging so die Post ab, das dem Jeck die Spuck wegblieb. Auch im 50. Jahr seines Bestehens hatte der Sövener Karnevals-Club 1957 wieder eine Sitzung organisiert, die ohne Frage mit zu den schönsten im Kreis gehören dürfte.

Ganz besonders aber diejenige im Jubiläumsjahr dürfte den 340 Narren im Saal in Erinnerung bleiben. Denn sie alle wurden Zeuge eines Perückentausches, der wohl unvergesslich bleiben dürfte. Was gehört zu einer schönen Sitzung? Zuallererst ein Mal gut aufgelegte Jecken. Die brauchte man im rappelvollen Saal bei Leibe nicht zu suchen.

Vom pechschwarzen Weib im Bastrock, über ein männliches Hot-Dog auf zwei Beinen bis hin zur wandelnden Spielkarte: Alles, was das jecke Auge freut, tanzte und schwoofte vor oder auf den Bänken. Kein Wunder: Karneval ist in Söven so etwas wie gesamtdörfliches Anliegen, erklärt Doris Fromm vom Sövener Karnevals-Club.

Dabei legt man sich weniger auf Konventionen und Vereinsstatuten Wert, als auf fröhlichen Dorfkarneval, "bei dem jeder herzlichen Willkommen ist." Beleg für die jecke Basisdemokratie vor Ort: Jedes Jahr wird das Kinderprinzenpaar gewählt, eine Prinzessin aus der dritten Klasse und der Prinz aus der 4. Klasse.

Das große Los hatten dieses Mal Lea I. (Reihl), neun Jahre, und der gleichaltrige Prinz Moritz I. (Gillmair) gezogen. Zu den Privilegien der Mini-Tollitäten gehörte: Ein Platz in der ersten Reihe bei einem sechsstündigen Spaß-Programm nonstop. So hatten Lea I. und Moritz I. mit den Sövener Jecken ihre helle Freude an jeder Menge Spitzenkräften aus der Frohsinnsbranche:

Für Begeisterungsschübe mit rekordverdächtigen Werten sorgten etwa De Pittermännche, alias Christian Meurer und Schorsch (Georg) Bäsgen, Guido Cantz, als Mann für alle Fälle, Bauchredner Fred van Halen und Aki sowie das kölsche Mädchen-Trio Kess Express. Platz eins in der Beliebtheitsskala der Jecken sicherte sich indes die Primadonna des Kölschen Karnevals, "Et fussich Julche" alias Marita Köllner.

Die war im Saal des Sövener Hofes einfach nicht zu stoppen. Nachdem bereits ihre frauenpolitische Hymne "Den mir sind kölsche Mädcher" die Narrenschar auf die Bänke getrieben hatte, setzte der Stimmungsgigant noch einen drauf.

Auf der Bühne flirtete sie mit Neunerratsmitglied Michael Otto, holte den Mann mit auf die Bühne und schmetterte mit ihm gemeinsam ihren Hit "Es war in Altenahr". Offensichtlich war die Frau dabei so hin und weg von ihrem Gesangpartner, dass dem ein ganz besonderer Gunstbeweis zu Teil wurde:

Coram Publicum tauschte Julchen ihre Perücke gegen Ottos Narrenkappe, was den Saal in ein einziges Tollhaus verwandelte. "Ich komme wieder", versprach sie "ihrem" Michael.