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Der erste chinesische Kinderprinz im Rheinland

Der erste chinesische Kinderprinz im Rheinland

Die Familie Shu lebt seit acht Jahren in Dersdorf, wo sie als Musterbeispiel für gelungene Integration gilt - Sohn Jin Hao regiert in Dransdorf die kleinen Jecken

Bornheim/Dersorf. Zwei große Löwen aus weißem Jade-Stein stehen auf dem kleinen Parkplatz des China-Restaurants "Nan Guo" in Dersdorf, um die Besucher zu begrüßen.

"Löwen vor dem Haus gelten in China als Schutz vor Unglück", erklärt Besitzer Jin Jian Shu. Vor 17 Jahren ist Shu mit seiner Frau Zhang Xiao Lan nach Deutschland gekommen, seit 1998 leben sie in Dersdorf und betreiben ein chinesisches Restaurant. Vielleicht sollte man besser sagen eine gutbürgerliche deutsche Kneipe? Denn dieser Bereich ist mindestens genauso groß wie das Speisezimmer des typischen China-Restaurants.

Betritt man das Reich der Familie Shu durch den Haupteingang, steht man mitten in der Kneipe. Unlackierte Holztische mit Eckbänken, ein ordentlicher Tresen auf dem frisch gezapftes Kölsch steht und - ein kleines Faltblatt mit chinesischen Speisen. "Die Menschen hier aus dem Ort wollen natürlich gerne ein chinesisches Restaurant und eine Dorfkneipe", erklärt der 39-Jährige,der aus Zhejiang, einer Provinz südlich von Shanghai stammt, die gelungene Symbiose.

Auch wenn die in der Umgebung beliebte Küche die Haupteinnahme ist, die Dorfgemeinschaft - vom Tambourcorps bis zur Frauengemeinschaft - fühlt sich dort wohl. Die Familie Shu ist im Ort eine feste Größe", sagt Ortsvorsteher Ewald Keils. Und selbst Karneval ist für Jin Jian Shu, seine Frau und die Kinder Jin Hao (10) und Jin Li (9) keine rheinische Rarität. Vater Shu ist schon zweimal auf einem Karnevalswagen mitgefahren, und der kleine Jin Hao stellt in dieser Session den Kinderprinzen der Großen Dransdorfer Karnevals-Gesellschaft (GDKG).

"Den ersten chinesischen Kinderprinzen im Rheinland", verkündet Shu stolz, während der Kleine in waschechtem Bönnsch von seiner Montur mit "echter Feder" und seinem Cowboy-Kostüm erzählt. "Die Familie ist ein Musterbeispiel für soziales Engagement und gelungene Integration", betont Michael Pacyna, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Bornheim. Jährlich lädt Shu eine wechselnde Gruppe von Dersdorfern ein, in seinem Restaurant zu essen.

Gefeiert wird dann das jeweilige Bestehen des Restaurants. Das, was heute selbstverständlich wirkt, ist das Ergebnis stetiger Bemühungen. Die ersten Monate waren hart und der Ruf des vorherigen chinesischen Restaurantbesitzers nicht der beste. "Ich habe mir immer wieder gesagt, ich schaffe das, und es geht eben nicht von heute auf morgen", blickt Shu zurück. "Jetzt ist Dersdorf unsere Heimat."

Eine Familie betritt das Restaurant und bestellt Chop Suey zum Mitnehmen. Zhang Xiao Lan schreibt die Bestellung auf und kommt mit zwei Gläsern Pflaumenwein und einem Lutscher für die kleine Vanessa wieder. Eine Einladung des Hauses während der Wartezeit - bei Shus selbstverständlich. "Wir kommen gerne hierher, weil alle sehr freundlich sind und es lecker schmeckt", sagt Susanne Steinhauer aus Bornheim. So gut, wie den deutschen Gästen Chop Suey oder Ente pikant schmeckt, so gerne trinkt Shu deutsches Bier.

Die Klischees über Deutschland, natürlich nur die positiven, kann er bestätigen. "Die Menschen hier arbeiten gut und fleißig, davon können viele Chinesen etwas lernen", betont er. Fragt man den Chinesen und Wahl-Dersdorfer, was Deutsche umgekehrt von den Chinesen lernen können, muss Shu schon länger überlegen. Er zögert, bis er freundlich und bescheiden antwortet: "In China haben die Kinder mehr Respekt vor Eltern und Lehrern."

Einem Lehrer beispielsweise, erklärt er, wäre man in China immer dankbar, weil man ihm sein Wissen verdanke. Zunächst aber freuen sich die Shus auf die jecke Jahreszeit: mit "ihrem" Prinzen Jin Hao I. Und vielleicht gibt es ja 2007 die erste chinesische Kinderprinzessin, sagt Jin Jian Shu augenzwinkernd.