Die "Gurkentruppe" schützt den Prinzen
Von der Hochburg der Odendorfer Weiber regnet es Kamelle - Die Lüftelberger Teufelchen tragen einen schwarzen Heiligenschein - Die Morenhovener Volleyballer erledigen ihre Gegner mit Biss
Swisttal-Odendorf. (kyr) Ob eisige Kälte oder Schneetreiben, die Odendorfer Jecken ließen sich ihren Rosenmontagszug durch nichts verderben. Dicht gedrängt und gut verpackt genossen sie den Kamellenregen, obwohl der Zug mit sechs Prunkwagen und 16 Fußgruppen recht lang war.
Vorne weg bahnte sich die Jugendgruppe aus Essig ihren Weg. Zum 25. Geburtstag hatten sie erkannt: "Der Wilde Westen fängt in Essig an". Doch die jungen Indianer mussten aufpassen: Ihnen dicht auf den Fersen waren die Cowboys vom Männerballett Essiger Sternchen.
Weniger wild war dagegen der Odendorfer Kirchenchor unterwegs. Von ihrer "Cäcilienburg" aus warfen die Sängerinnen und Sänger aber nicht minder viele Kamelle. In ihrem Zug bewiesen die Odendorfer allerdings auch, dass ein richtiger Jeck keinen Verein braucht.
Die meisten Fußgruppen waren privat, und nicht zum ersten Mal unterwegs. Für die kunterbunten Paradiesvögel, die neben Süßigkeiten auch Eier verteilten, war es beispielsweise schon der elfte Zug. Und so eine private Gruppe kann eine harte Konkurrenz sein.
Eine Damengruppe gewann mit ihren Mäusekostümen am Vorabend den Maskenwettbewerb beim Kostümball und auch so manches Herz der Zuschauer am Wegesrand. Bei der Odendorfer Hunnenhorde blieben einige dagegen auf Abstand. Schließlich begrüßte der gefürchtete Hunnenfürst die Jecken mit Bollerschüssen, und seine schaurigen Untertanen waren gut gepanzert.
Dabei konnten sie sehr nett sein, wie eine Hunnin bewies. Mit einem freundlichen: "Damit du mir nicht verhungerst" steckte sie einem kleinen Fußballfan ein Päckchen Wurst in die Sammeltüte. Reichlich Kamelle fielen auch von der "Hochburg der Weiber", die das Damenkomitee Rot-Weiß anscheinend seit Weiberfastnacht erfolgreich verteidigt hatte.
Doch am meisten süßen Niederschlag gab es am Wagen von Prinz Achim I. und Prinzessin Nathalie I. Mit beiden Armen verteilte der Prinz Kamelle, winkte und genoss, eskortiert von seinen als "Gurkentruppe" getarnten Freunden, das Bad in der Menge.
Meckenheim-Lüftelberg. (rom) Der Lüftelberger Zug trieb die kostümierten Riesen-Hippies, Ballettratten im roten Tütü und die beliebten, weil warmen Löwenkostüme schon um 10 Uhr morgens mit guter Laune aus den Federn. Der Lüftelberger Karnevalsclub (LKC) "tankte" auf seinem Wagen am liebsten beim LKC-Jeck Herbert "Schell".
Die "Fire Fighter" von der Feuerwehr hatten sich ihre Cheerleaders auf den Wagen geschrieben und kämpften mit breiter Brust an der Feuerfront. Der Lüftelberger Gesangverein nahm die Umgehungsstraße auf die Schippe. Das Glas sei halbleer oder halbvoll: "Bis dahin mögen wir sie, von da ab nicht mehr!"
Zugleiter Jürgen Woiwode hielt insgesamt 13 Zugpositionen in Schach und achtete auf die Selbstbeschränkung: Kein Alkohol für Jugendliche unter 18 Jahren. Die Berger Kamellchen bewiesen große Umsicht als Leuchttürme. Die Junggesellinnen zeigten beide Seiten ihres Wesens. Als Teufelchen mit schwarzem Heiligenschein oder mit einer Wendung als Engelchen.
Die jecke Jugend begeisterte in ihrer "Prinzenrolle" mit Biggi Lenders als Traumprinz. Die Lüftelberger Junggesellen foppten als Asterixe die Römer mit ihrem Caesar alias Frank Simon - "immer einen Wagen voraus". Der LKC verkleidete sich als Eulenspiegel. Die Mutter-und-Kind-Gruppe war sich mit ihren Stars sicher: "Wir holen die WM".
Swisttal-Morenhoven. (khs) Als Räuberbande aus dem Lucky-Luke-Comic führte der Junggegesellenverein den Morenhovener Rosenmontagszug an und warnte "Haltet eure Säcke fest". 14 Gruppen, Tambourcorps und Wagen zogen durch die bunt geschmückten Straßen und Gassen von Morenhoven bis zum Bürgerhaus, wo die Morenhovener nach dem Umzug weiterfeierten.
Schneewittchen und die sieben Zwerge standen unter einem großen Fliegenpilz auf dem Wagen des Morenhovener Damenkomitees "Rotkehlchen" und warfen Kamelle. Gefolgt von weiteren Zwergen sowie den Lollipopps" der kleinen und mittleren Tanzgruppe. Die Volleyballer des SV Swisttal haben die Taktik gewechselt und erledigen ihre Gegner ab sofort als Vampire. So führten sie einen Sarg eines Gegners mit und warben für sich: "Volleyballer mit Biss".
Reichlich olympisches Kraftfutter boten die Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr. Mit dem deutschen Medaillenspiegel der Winterspiele hatten sie sicher den aktuellsten Wagen im Zug. Die Messdiener gingen als Schneemänner, Kölsch Hänneschen war das Motto des Prunkwagens der Morenhovener Karnevalsgesellschaft, und auf dem Wagen des Morenhovener Dreigestirns Prinzessin Michelle, Bauer Jamina und Jungfrau Michelle stand ein großer Leuchtturm als Orientierungshilfe.