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Die Junggesellen bereiteten den Weg

Die Junggesellen bereiteten den Weg

Alaaf und Kamelle: Alfter feiert 100 Jahre organisierten Karneval - Brings und Bläck Fööss spielen

Alfter. Die Junggesellen haben es ausgeheckt. Bei einer ihrer Besprechungen im Vereinslokal "Op de Kier" vor 100 Jahren brachten sie das zersplitterte Karnevalstreiben von Vereinen, Gruppen und Einzelpersonen in Alfter unter einen Hut. Sie gründeten das Organisationskomitee "Kleiner Rat" und schrieben damit Erfolgsgeschichte.

Zwar wurde Karneval in Alfter schon zuvor gefeiert, und es gab Ende des 19. Jahrhunderts auch Festzüge wie die des Männergesangvereins Concordia. Aber erst der Zusammenschluss zur gemeinsamen Gestaltung des "offiziellen Alfterer Karnevals" ermöglichte fortan die prachtvollen Umzüge am Veilchendienstag und die Krönung des närrischen Geschehens mit Prinzenpaaren. "Der Karneval gehört zu Alfter wie das Gemüse zum Vorgebirge".

So lautete 50 Jahre später die wohlwollende bürgermeisterliche Einschätzung des jecken Treibens, als die Alfterer Karnevalszüge weit über die Ortsgrenze hinaus bekannt und beliebt geworden waren. "Ich gläuve, d'r Alfterer Zug wor noch schöner als wie der Bonner", äußerten Zuschauer 1928, als sich die Alfterer Karnevalisten nach der 14-jährigen Pause, die dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges folgte, wieder zurückmeldeten.

Die vom Junggesellenverein "Freundschaftsbund" begründete Tradition besteht bis heute, nur unter anderem Namen. Aus dem "Kleinen Rat" wurde nach dem Ersten Weltkrieg das "Zugkomitee" und nach dem Zweiten Weltkrieg das noch heute bestehende "Alfterer Karnevalskomitee". Ihm gehören vor allem Vertreter der Ortsvereine an, um gemeinsam den Dienstagszug, den seit den 1970er Jahren veranstalteten Kinderzug und die Proklamation zu planen.

"Wir sind aber kein Verein, jeder kann mitmachen", erläutert Günter Schiffelgen die Organisationsform. Der 64-jährige Rentner trat mit 19 Jahren dem Komitee bei und ist seit 2000 Vorsitzender und Präsident. "Wenn man sich in diesem Metier aufhält, hat man eine Lebensstellung. Es gibt viel zu tun, heute noch mehr als früher", sagt der Stahlbauschlosser. Und er meint damit die gestiegene Fülle an Vorschriften und Versicherungen, Gebühren und Sicherheitsbestimmungen, die bei der Durchführung eines Karnevalszuges zu beachten sind.

Aber Schiffelgen hat ein großes jeckes Herz. Im Spielmannszug Blau-Weiß spielte er früher Querflöte, in der Prinzengarde war er Trompeter. Für seine Sammlung prachtvoller Karnevalsorden reichen die Wände seines Hauses nicht aus. Prinz Karneval war Schiffelgen natürlich auch schon, 1977 mit seiner Frau Ellen als Alfreda.

So heißen in Alfter die Prinzessinnen, die allerdings erst seit den 1950er Jahren weiblich sein durften. Schiffelgens drei Karnevalskappen aus der Zeit von 1960 bis heute belegen den Wandel der Mode im Alfterer Karnevalskomitee. Sie alle zeigen das Alfterer Wappen, aber die Verzierungen sind nach und nach schlichter geworden. Auf der aktuellen Komiteekappe funkeln keine roten Steine mehr, auch der Bommel der Vorgängermütze fehlt.

"Früher ging das Komitee ja nur in schwarzen Anzügen. Eine Chrysantheme im Knopfloch und die Narrenkappe waren unser einziger Schmuck", sagt Schiffelgen. In den 1970er Jahren haben sich die Komiteemitglieder rot-weiße Uniformen zugelegt. Dazu tragen sie nun weniger aufwendig gestaltete Kappen. Der Kopfschmuck der Karnevalisten im Gründungsjahr des "Kleinen Rates" war auch Namensgeber für den ersten gemeinschaftlich organisierten Umzug.

"Kappenfahrt" hieß die närrische Karawane, einen Prinzen hatte man 1910 noch nicht küren können. 1912 war es aber so weit: Heinrich Hennes ging als erster Karnevalsprinz in die Alfterer Geschichte ein. Im selben Jahr gründete sich die "Alfterer Große Karnevalsgesellschaft der "Kiere Jonge". Aus dieser Initiative der Junggesellen ist 1926 ein eigenständiger Verein geworden, der ebenfalls bis heute besteht und in zwei Jahren sein 100-jähriges Bestehen feiern wird.

Zunächst ist aber das Alfterer Karnevalskomitee mit seinem Jubiläum dran. Das große Fest steigt am ersten Novemberwochenende. Dann gibt es in einem Festzelt auf der Kirmeswiese am Herrenwingert unter anderem einen Gala-Abend mit Spitzenkräften des rheinischen Karnevals. Bereits im Sommer 2008 hat das Komitee sie gebucht: Die Bands Brings, Paveier, Bläck Fööss und die Sängerin Marita Köllner (Et fussich Julche) sowie das Tanzcorps der Karnevalsgesellschaft seiner Tollität Luftflotte Köln.