Ein Herz fürs Veedel

In Ludendorf, Buschhoven und Dünstekoven setzen die Jecken farbenfrohe Akzente vor schneeweißem Hintergrund

Swisttal-Ludendorf. Eigentlich sollten die Jecken mit diesem Wetter doch ganz zufrieden sein. Besser könnten die Farben ihrer Wagen und Kostüme kaum zur Geltung kommen als vor durchgehend weißen Hintergrund. Und bei kalten Füßen ist ein bisschen Bewegung, sprich Kamelle sammeln, sicher nicht das Schlechteste.

So hielten es Sonntagmittag auch die Ludendorfer bei ihrem kleinen aber feinen Veedelszoch. Die Jugendfeuerwehr zog mit eigener "Puppenkiste" durch die Straßen - als "Jim Kopf und die wilde 14". Mit Rock'n' Roll und Flower Power aus den 50er bis 70er Jahren hielten sich die Ludendorfer Mädels bei Laune, während die Herren vom Verein für Brauchtumspflege ihr Geld offenbar längst im "Casino Royal" auf den Kopf gehauen hatten.

"Mir Jonge sin im Glücksspiel nit joot. Ävver Fastelovend fiere könne mir met Hätz un Bloot". Na immerhin. Richtig warm ums Herz wurde es ihnen und den Schlachtenbummlern am Straßenrand aber beim Anblick einer Gruppe junger Damen aus Heimerzheim und Ludendorf. Schließlich fiel der Zoch diesmal auf den Valentinstag.

Swisttal-Buschhoven. Ein passender Anlass auch für den TC Kottenforst, sich als "Tennisclub mit Herz" zu präsentieren und ein paar sattrote Farbtupfer zu setzen. Wohingegen der Stammtisch "Ling Ham" diesmal in schwarz-weißen Sträflingsanzügen ausgerückt war.

"25 Jahre Alkohol im Zoch - wir sind schuldig", bekannten freimütig die Insassen der Entzugsanstalt. Vor ihren Wagen hatten sie stilecht einen Streifenwagen aus Pappmaché mit dem Kennzeichen "Boh-ey-25" gesetzt und kündigten sich den Zuschauern am Straßenrand schon von weitem mit der dazu passenden Sirene an. Während die einen also Buße taten, konnten andere noch nach Herzenslust weiter bechern. So gesehen im "Bacchuskeller" von Hertha Buschhoven mit einem rotierendem und bemannten Weinfass im Format XXL.

"Alles Schweinerei" beklagten hingegen die Straßenfreunde Pittler. Wobei in ihren Fall die Grippe und "die Bänkerei" gemeint waren. Um beides muss sich Michael Jackson keine Sorgen mehr machen.

Dem King of Pop setzte die "KG Kuckstdunur" mit ihrem Wagen ein Denkmal. Weitere Hingucker im Zoch boten die Buschhovener Teufelsweiber als schillernd blau-grüne Meerjungrauen, die Krötenwanderung von Eveliese & Friends sowie "Grimms Bierchen", serviert im Märchenwald der "Kannentouristen" op Jöck. Voller Vorfreude auf die WM setzten die "Geheimfavoriten" des ortsansässigen Fußballvereins afrikanische Akzente.

Swisttal-Dünstekoven. Der Dünstekovener Club, kurz RWD genannt, feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Zeit, um endlich Farbe zu bekennen und den Wagen mit einem riesigen Plüschgeißbock zu schmücken.

Wobei die Alten Herren und die Mädels in bajuwarischer Tracht doch Wert auf die Feststellung legten, es handle sich dabei um reines Brauchtum, nicht um Fußball. "In Düko steht ein Hofbräuhaus" lautete ihr Motto. Samt Engel Aloisius, der gern mitlief, denn da oben gibts allerweil bloß a Manna und dort unten dafür jede Menge Kamelle.

Oder auch Frösche. Wenn die Heimerzheimer Freunde des Dünstekovener Karnevals schon kein besseres Wetter anzukündigen hatten, waren sie selbst mit ihren Kostümen doch winterfest ausgestattet. "Nur die Harten kommen in den Garten" verkündeten andere selbstbewusst und verteilten - ebenfalls passend zum Tag der Liebe - ihre Blömscher.

Während sich die Freunde aus dem Kirrgäßchen vielleicht ab und zu in den Orient sehnen mochten. Passend zum Motto: "1000 und eine Nacht". Und alle bitteschön kuscheliger als dieser Karnevalssonntag. Doch auch ihre Karawane zog weiter. Für all die Dünstekovener Jecken, die so oder so nie einen Zoch verpassen würden.