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Die Wiever holen die Lassos raus

Die Wiever holen die Lassos raus

An der Gertrud-Bäumer-Schule steht Feiern auf dem Stundenplan - In Berkum ist man generationsübergreifend jeck

Bad Godesberg/Wachtberg. Gibt es eine bestimmte Uhrzeit, zu der die Wiever an ihrem Ehrentag jeck werden? Ein Blick nach Godesberg und ins Ländchen bewies am Donnerstag: direkt nach dem Aufstehen.

Oberjeck dürften folglich die Schülerinnen der Gertrud-Bäumer-Schule gewesen sein. Für sie klingelte der Wecker nämlich zur gewohnt frühen Zeit. Nur dass statt Mathe & Co. ab 8.15 Uhr Feiern auf dem Stundenplan stand.

Seit mehr als 20 Jahren gebe es die Karnevalsfeier, sagte Direktorin Carola Schulz. Während in der Turnhalle die junge Generation zeigte, dass sie keinen Alkohol zum Spaß haben braucht, führte Schulz Aufnahmegespräche für die neuen 5er Klassen - mit blauer Perücke.

Wie auch das Clara-Fey-Gymnasium hatte die Pennenfelder Realschule eine eigene Sitzung kreiert, inklusive Elferrat der zehnten Klasse. Am schnellsten kam Vanessa Schreckenberg zum Buffet. Als Fantasiewesen hatte sich die Achtklässlerin Rollerblades angeschnallt und befand: "So allein unter Frauen ist auch nicht schlecht."

"Klein, aber fein", lautete das inoffizielle Motto der Sitzung im Limbach-Saal. Der Vorteil einer übersichtlichen Veranstaltung: Karin Hermann vom Siebenerrat der Berkumer Möhne bewegte nahezu alle 70 Frauen dazu, sich der Polonaise durch die Räumlichkeiten anzuschließen. Präsidentin Hermann musste in diesem Jahr erstmals ans Mikro und gestand: "Ich hab' so lautes Herzklopfen, dass Ihr es per Mikro hören könnt."

Käthe Frintrup (83) und ihre Tochter Marika Sachse (58) klatschten vom Stammplatz aus begeistert. Jedes Jahr reisen sie aus Bonn an, um ihre Enkelin beziehungsweise Tochter Katja Henseler (28) von den Möhnen zu unterstützen.

Ein Gedicht auf die Männer an Weiberfastnacht? Für Maria Florent kein Problem. "Die haben heute nix zu sagen, so wie an den anderen 364 Tagen", so die Präsidentin der Fidelen Möhnen. Diese Erkenntnis macht sogar vor Siebenjährigen nicht Halt, wie der Lannesdorfer Kinderprinz Philipp I. demonstrierte.

"Ich halt nun endlich meinen Mund, das letzte Wort haben ja immer die Frauen", so seine Tollität. Mehr als 200 Wiever hatten sich in den Saal der Alten Bauernschänke gequetscht. Heimlicher Höhepunkt war für viele der Auftritt vom Bernie-Bärchen. "Bernd Stelter ist schon vor 15 Jahren hier gewesen, als ihn noch keiner kannte", sagte Pressewart Werner Zorn. Einmal Lannesdorf, immer Lannesdorf, könnte man meinen.

Einen Einheizer brauchten die rund 350 Närrinnen in Friesdorf eigentlich nicht. Der DJ sah das anders und forderte zum Mitsingen auf. "Denkt immer dran, Ihr seid nicht zum Spaß hier, sondern zum Arbeiten." Merke: Für Männer ist Feiern also Anstrengung. Die Kleffbotze hatten nicht nur die Platzkapazität erhöht, sondern die Servatiushalle auch gleich zum Saloon umfunktioniert.

Als die Cowgirls vom Elferrat einzogen, holten die Wiever die imaginären Lassos raus. Zum gleichlautenden Schlager musste das Godesberger Prinzenpaar übrigens später eine ausgeklügelte Performance hinlegen. Kleffbotze-Präsidentin Heike Blank schickte einen Extra-Gruß an ihre Kolleginnen in den Saal hinunter.

Die vier Frauen hatten dafür sozusagen heiligen Boden verlassen: Köln. Gestik und Mimik nach zu urteilen, werden sie wohl zu Wiederholungstätern in Friesdorf. Mit diesem Titel dürfen sich die Hoppemötzjer, ebenfalls aus der Domstadt, schon schmücken.

Letztes Jahr noch als "Ersatz" gebucht, gab es dieses Jahr ein "richtiges" Engagement für die Akrobatik-Tanztruppe, Zugaben inklusive. Männer waren am Donnerstag nur als Kellner unersetzlich. Da aber jecke Wiever nicht immer ganz konsequent sind, erhielten männliche Geschöpfe zu späterer Stunde auch Einlass auf den Sitzungen im Knolleveedel, in Villip, Muffendorf, Adendorf, Gimmersdorf, Niederbachem und Villiprott.