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Mit kecken Hütchen und Luftschlangen im Haar

Mit kecken Hütchen und Luftschlangen im Haar

Im Haus am Stadtwald feiern schwerst-pflegebedürftige junge Erwachsene zum zweiten Mal Karneval.

Schweinheim. "Rot Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche" schallt es an diesem Nachmittag aus dem Haus am Stadtwald. Im bunt geschmückten Begegnungsraum wird gesungen und geschunkelt.

Entertainer Jürgen Schneider singt alle die Hits der fünften Jahreszeit, zu denen die zum großen Teil kostümierten Gäste mitklatschen. 35 der 40 Bewohner dieses einzigen Versorgungszentrums für schwerstpflegebedürftige jüngere Erwachsene in der Region haben ihre Familien mitgebracht.

Sie selbst in den Rollstühlen haben meist auch ein keckes Hütchen auf oder Luftschlangen im Haar. Viele können nach langem Krankenhaus- und Rehabilitationsaufenthalt nur noch reglos daliegen, einige noch nicht einmal mehr die Pupillen bewegen. "Das ist toll, dass unser Sebastian hier auch Karneval erleben kann", meint seine Mutter Claudia Eichten-Karwowski.

Eben hat sie selbst ins Mikrofon einen Karnevalshit mitgesungen. "Sebastian hat sich auf diese Feier schon gefreut", ist sich die Mutter sicher. Der 18-Jährige sitzt nach einem Unfall vor einem Jahr schwerstbehindert im Rollstuhl. Seine Augen wandern immer wieder zum inzwischen vorne tanzenden Kinderkorps der Godesberger Stadtsoldaten. Sebastian spreche nur mit den Augen.

"Und die hat er jetzt so lange auf, weil ihm der Karneval gefällt", freut sich die Mutter und klatscht beim nächsten Lied kräftig mit. Es sei so wichtig, dass ihr Junge auch nach dem schweren Schicksalsschlag im Alltag mit dabeibleibe. Am Rollstuhl streichelt der Vater Sebastians Hand.

Teilhabe am Leben, egal wie eingeschränkt die Bewohner seien, das nennt auch Cornelia Klatt, die sich mit Bernd Kayser die Geschäftsführung des Hauses teilt, als wichtige Aufgabe der Einrichtung. Einige der jungen Behinderten seien nicht zur Karnevalsfeier gekommen, weil sie die Lautstärke zu sehr belaste. Ansonsten seien alle da, blickt Klatt zufrieden um sich.

Mitarbeiterin Regina Exner, die die Feier zum zweiten Mal ausrichtet, verteilt derweil Getränke und Gebäck. Die kleinen Stadtsoldaten Kai und Katja Rußeck und ihre Freunde rufen noch ein letztes "Alaaf" in den Saal.

"Ich glaube, die Leute in den Rollstühlen haben sich über uns gefreut", berichtet Kai seiner Kindercorps-Trainerin Nadine Bauer. Gleich wird die Prinzengarde Weiß-Rot Röttgen mit ihrem Kinderprinzenpaar einmarschieren und noch einmal kräftig Stimmung machen. Ob Sebastian noch so lange aushalte, weiß Mutter Claudia Eichten-Karwowski natürlich nicht. "Aber auch ohne den Auftritt haben unser Junge und wir einen wunderschönen Nachmittag gehabt."