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Beuel: Rekordversuch für längste Wäscheleine des Rheinlands​

Wäschmob von GA und Beueler Weiberfastnacht : Jecke starten Rekordversuch für längste Wäscheleine des Rheinlands

Wenn schon, denn schon. Beim Wäschmob von GA und Beueler Weiberfastnacht sollen die Besucher einen Rekord aufstellen. Reicht es wirklich zur längsten Wäscheleine des Rheinlands?

Auf zu neuen Ufern: He ne Botz injepack, da e Röckche. Jede Menge Beueler haben für den ersten Wäschmob am Rhein ihren Kleiderschrank nach brauchbaren Stücken durchsucht – Hauptsache in Weiß. Dann ging’s zum Rhein an der Kennedybrücke, um nichts Geringeres als einen Rekord aufzustellen. Wird es tatsächlich die längste Wäscheleine des Rheinlands? Und gibt es überhaupt genug Schnur?

Die Leute trudeln nach und nach ein, der Wirt der Rheinlust befreit die Schirme seiner Terrasse schon mal von Schnee. Ob er wohl angesichts der sich füllenden Promenade ein Geschäft wittert? 11.11 Uhr, doch die Wäscherprinzessin fehlt noch. Ohne Sabrina I. geht es nicht, und da ist sie auch schon. So ruft GA-Redakteur Holger Willcke: „Start frei, Wäsche marsch!“ Ran an die Klammern, der Spaß kann losgehen.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner hat eine weiße Hose aus Omas Zeiten mit Bündchen aus Spitze dabei. 30, 60 oder 95 Grad? „Da müssen wir die Wäscherprinzessin fragen“, sagt die OB. Ihre Wäscheklammern hat sie in den Farben der Weiberfastnacht ausgesucht: Gelb und Blau. Zufällig auch die der Ukraine, sodass gleich noch eine Bedeutung hinzukommt. Das Alte Beueler Damenkomitee hat sich in schwarzen Pelz gehüllt. Die Damen, das ist doch noch nicht das Portemonnaie-Auswaschen an Aschermittwoch. Wissen die auch, so sieht halt ihre Winterkluft aus. „Schwarz macht uns auch schlanker“, sagt die angehende Obermöhn Patty Burgunder. Ach was, da müssen sie sich doch gar keine Gedanken machen.

„Wäschmob: Der eine oder andere wird denken, was das für ein beklopptes Wort ist“, sagt Willcke. Es sei in der GA-Redaktion entstanden, als er mit den Kollegen überlegte, was man anlässlich 200 Jahren Weiberfastnacht Schönes auf die Beine stellen kann. Schöner geht es am Ende kaum, denn allein schon das Champagnerwetter mit Sonnenschein bei Minusgraden macht allen einfach Laune. Nur mit dem Applausspenden ist es so eine Sache, der klingt doch hier und da recht dumpf und damit verhalten. Das liegt aber einzig und allein daran, dass die Jecken beim Klatschen ihre Handschuhe anbehalten.

Einen Weltrekord können und wollen die Beueler nicht knacken, denn dann müssten sie eine Wäscheleine bis zur Brücke von Remagen spannen. Mehr als 35 Kilometer wären zu behängen, um ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen. Aber vielleicht wird’s ja wenigstens die längste des Rheinlands? Bei dieser Außenwette mit so vielen Kandidaten und dem gut gelaunten Willcke als der Gottschalk vom GA sollte das wohl klappen.

Am Tag vorher noch bei Kanzler Olaf Scholz in Berlin, freut sich die Wäscherprinzessin nun bei Sonnenschein und Tiefschnee am Beueler Rheinufer zu sein. „Vielleicht können wir hier Geschichte schreiben“, sagt Sabrina I. „Wir sind ja schon über 200 Meter.“ Obermöhn Ina Harder ergänzt anerkennend: „Mega, tolle Aktion.“

Während die Beueler Stadtsoldaten Teller für Teller ihrer leckeren Erbsensuppe verkaufen und die Ersten schon klaafen und dabei was trinken, kommen immer weitere Besucher, als ob sie zu Hause keinen Trockner oder was zum Aufhängen hätten. Und an alte Traditionen der Waschfrauen am Rhein erinnernd, dürfen nur die Frauen etwas aufhängen. Fragt sich nur, wie da ein buntes Clownskostüm an die Schnur geraten ist. So war das ja nun mal nicht abgesprochen.

Das Damenkomitee Sankt Josef hat jede Menge weiße Wäsche mitgebracht, die Wiever begutachten gegenseitig die Mieder, Hemden oder Taschentücher, machen Fotos. Ariane I. war 2019 Wäscherprinzessin, brachte eine große Hose mit ihrem Namensaufdruck mit. „Die habe ich nie getragen. Die hing damals an der Hofburg“, erinnert sie sich.

Je länger die Wäscheleine wird und je mehr dranhängt, schlägt die Physik zu. Zwischen den Mikrofonständern hängen die Schnüre ganz schön durch und müssen nachgespannt werden. Jannes I., Kinderprinz aus Vilich-Müldorf, hat bei der Anreise was zum Aufhängen vergessen und unterwegs noch sein T-Shirt gekauft. Ein Spucktuch klippt seine Prinzessin Helena I. fest. „Das war aber nicht meins“, sagt sie.

400 Meter sind geknackt, es geht immer weiter. Und die Zahl der Besucher liegt mittlerweile auch bei 400. Ein jeckes Weib entdeckt eine Tischdecke mit aufgedruckten Blättern und Oliven. „Die Gleiche habe ich auch zu Hause. Die ist richtig schön.“ Alle machen Fotos. Gitte neben einem Büstenhalter, Hans-Josef vor der seltsamen Unterhose, die offen ist und nur aus Beinkleid zu bestehen scheint. Eine Bauernhofexpertin erklärt: „Damit war es früher einfacher, sein Geschäft zu verrichten.“

Mehr Leine

„Wir brauchen mehr Leine“, sagt Willcke. Jetzt wird die Schnur schon zwischen den Bäumen der Uferpromenade gespannt. „So entstehen große Geschichten. Das schreit nach einer Wiederholung“, sagt ein Herr. Neben ihm hockt ein Hund mit langem kuscheligem Fell. Nicht, dass den auch noch jemand aufhängt. Fast am Leinenende steht Anja Kranz. Sie hat aus dem Keller noch alte Wäschestücke von der Oma heraufgeholt, darunter zum Beispiel ein alter Kissenbezug mit Stickereien. Er flattert nun im eiskalten Wind – fast bei Meter 600. Wenn das nicht rheinischer Rekord ist.