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Weibersitzungen in Bockeroth und Uthweiler: Möhren und Raben mit Frühlingsgefühlen

Weibersitzungen in Bockeroth und Uthweiler : Möhren und Raben mit Frühlingsgefühlen

Bei den Weibersitzungen in Bockeroth und Uthweiler lassen es die Möhnen krachen. Ein Bürgermeister sorgt für Herzrhythmusstörungen.

"Mein lieber Herr Gesangverein, müssen hier heiße Weiber im Saal sein." Bürgermeister Peter Wirtz wischte sich die Schweißperlen von der Stirn - dabei dürfte er am Saunaklima, das am Samstag bei der Weibersitzung im Saal op de Hüh in Bockeroth herrschte, zumindest zu einem großen Teil selbst verantwortlich sein.

Selten brachte ein Auftritt des Stadtoberhaupts die jecken Wiever nämlich derart in Wallung wie in diesem Jahr. Kein Wunder, angesichts der lackschwarzen Stilettostiefel, des hautengen Korsetts, der Netzstrumpfhose und den Strapsen, in denen das Stadtoberhaupt gemeinsam mit seinen Mitstreitern Cornelia Mazur-Flöer, Oliver Schikora und Andrea Milz zur Musik der Rocky Horror Picture Show auf der Bühne rockten.

Selbst Sitzungspräsidentin Helga Frank schmolz geradezu dahin: "Sie können anziehen was sie wollen, Ihnen steht einfach alles." Um auf Augenhöhe mit der schwarzhaarigen Schönheit neben ihr zu sein, war Frank eigens auf ein Podestchen geklettert - was wiederum den Bürgermeister freute: "Bin ich froh, endlich eine Frau kennenzulernen, die mir in die Augen gucken kann."

Als Dankeschön für den gelungenen Auftritt hatten die Bockerother Wiever eigens ein besonderes Präsent für den Bürgermeister vorbereitet: eine Buschtrommel, die mit einem Stück Netzwerkkabel, einer Schippe, einem Wischtuch und einem Lebkuchenherz ausgestattet war - als Anspielung auf den Herzenswunsch der Bockerother: eine schnelle Internetanbindung.

"Derzeit kann man in Bockeroth nämlich schneller mit der Buschtrommel kommunizieren als übers Netz", beklagte sich Frank und versuchte, ihrem Anliegen mit einem besonders tiefen Blick in des Bürgermeisters Augen zusätzlich Nachdruck zu verleihen. Ob es nützt, wird sich zeigen.

Mächtig viel Spaß hatten die närrischen Besucherinnen der Sitzung bei dem, was ihnen im Laufe des Nachmittags neben Kaffee und Kuchen noch alles serviert wurde: mitreißende Tanzdarbietungen, bei denen es den Zuschauern in den Füßen zuckte, köstliche Sketche, Büttenreden und Zwiegespräche.

Wie es schon Tradition ist, hatte das Bockerother Damenkomitee auch in diesem Jahr darauf verzichtet, auswärtige Kräfte einzukaufen und stattdessen auf die gute Hausmannskost gesetzt - die nämlich schmeckt garantiert. So gab es unter anderem mächtig viel zu lachen beim Zwiegespräch der beiden Putzfeen Birgit und Marion: "Es gibt ja Frauen, denen steht rein gar nichts. Allerdings gibt es auch Männer, denen es genauso geht..."

Uthweiler. (oro) Kreischende Frauen auch in Uthweiler. Natürlich. Das war nicht anders zu erwarten, nachdem dieses fünf Typen mit den langen Kapuzen-Umhängen in die Halle Neuenfels eingezogen waren. Auch bei der Heideröschen-Sitzung fand der traditionelle "Bürgermeistertanz" für die Königswinterer Damenwelt statt - diesmal nach heißen Klängen aus dem Musical "The Rocky Horror Picture Show".

Einige der "Heideröschen" im Saal wussten bereits, was ihnen gleich blühen würde. Und nach dem Abwurf der Mäntel stand Peter "Petra" Wirtz da in den heißesten Klamotten, die rund um den Drachenfels vermutlich je getragen wurden - mit knappem Mieder, Strapsen und Stiefelabsätzen, so hoch wie der Posttower. Daneben seine Vize Cornelia Mazur-Flöer als kesses Stubenmädchen, Oliver Schikora im Anzug und Choreografin Andrea Milz im Petticoat-Kleidchen sowie in einer Bühnenecke Laternenmann Ulrich Berres. Den Tanz in den Wolkenkratzer-Schuhen balancierte Wirtz als Musical-Transvestit Dr. Frank N. Furter unfallfrei, nur am Korsett musste er nach einem Busenblitzer zubbeln.

Natürlich war eine Rakete fällig nach diesem Auftakt der Sitzung nach Maß. Aber dann fuhr Heideröschen-Präsidentin Doris Bäßgen, seit 27 Jahren im Amt, schweres Geschütz auf. Sie zitierte aus einer ordentlichen Verfügung der Stadt Königswinter, in der die Heideröschen aufgefordert wurden, zur Wahrung von Sitte und Moral sich nur noch in schickbarer Verkleidung auf der Bühne zu präsentieren.

Gedroht wurde mit Erzwingungshaft im Ratskeller bis zu zwölf Monaten. Doris Bäßgen: "Ich wollte Euch nur warnen." Aber der Bürgermeister meinte nach Blick auf Datum und Unterschrift: "Das Schreiben ist vom 20. Februar 1998 und trägt die Unterschrift von Herbert Krämer. Das ist verjährt."

Die 13 Heideröschen ließen sich ohnehin nicht jeck machen. Sie servierten im rappelvollen Saal ein total verdötschtes Programm. Plaudert eine Schwadschnüss über ihre Erlebnisse als Bedienstete von Prinz Charles. Die Freundin versteht dann: "Der hat den Schimmel zwischen den Beinen." Mit einer fast einstündigen Hitparade mit den "Best of Heideröschen" setzte das herrlich verrückte Uthweiler Damenkomitee einen fulminanten Schlusspunkt, bei dem natürlich Heino und die beiden Udos nicht fehlten.

Empfangen wurden auch das Oberpleiser und Hesprotter Prinzenpaar, das Bockerother Dreigestirn und das Uthweiler Kinderprinzenpaar. Und: Psst, zu vorgerückter Stunde war ein "Männergespräch" nicht jugendfrei. Aber noch mal so eine amtliche Verordnung müssen diese jecke Wiever ja nun nicht mehr fürchten.