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Nicht einmal der eigene Sohn wusste Bescheid

Nicht einmal der eigene Sohn wusste Bescheid

Das Rätselraten um die Tollitäten ist beendet: Prinz Marcel I. und Birgit I. (Hermes) regieren die Oberpleiser Narren - Die "Besetzungscouch" steht im Hinterzimmer des Präsidenten

Oberpleis. Als am Samstagabend die Narrenzunft der Kolpingfamilie in ihrer ganzen blau-weißen Herrlichkeit Einmarsch in die Aula des Schulzentrums hielt, kursierten zwar schon allerhand Gerüchte. Aber noch konnte niemand mit Sicherheit sagen, wer das Narrenzepter in Oberpleis schwingen würde.

So gut vermochten die Karnevalisten um Präsident Heinz Vogt das Geheimnis um die Identität des diesjährigen Prinzenpaares zu hüten, dass erst zwei Stunden nach dem Defilée von Elferrat, Ströppchen und Dilledöppchen, Funken, Zunftsternen und "Blue Spirits" - allesamt Tanzgruppen der Narrenzunft - aus Vermutung Gewissheit wurde.

Begleitet von ihrer Funken-Ehrengarde und der Regimentskapelle, gestellt vom Bläsercorps Auelgau, zogen Prinz Marcel I. und ihre Lieblichkeit Birgit I. (Hermes) in den "Pleeser" Narrentempel ein.

Der Prinz - getauft auf die Namen Jürgen Wilhelm Marcel - ist ein gebürtiger Beueler Junge, hatte aber auch schon vor dem endgültigen Umzug mit seiner Gattin nach Oberpleis im Jahr 1988 seinen Wohnsitz einige Zeit im Bergbereich von Königswinter.

Etwas über ein Jahr absolvierte er mit Birgit ein (Wohn-)"Praktikum" in Köln. Der Versorgungstechnik-Ingenieur jagt und angelt leidenschaftlich. Prinzessin Birgit Maria ist ein echtes "Pleeser Mädsche" und treibt in ihrer Freizeit gerne Sport. "Se deed järn üm de Ölberg renne", so Präses Vogt in Anspielung auf ihr Hobby Nordic-Walking, und beim Kegeln ginge es schon mal "knapp donevve".

Der gemeinsame Sohn Stefan ist aktives Mitglied bei den Blau-Weißen Funken, und auch er wusste bis zur Proklamation nichts von der Verpflichtung seiner Eltern als jecke Regenten. Bürgermeister Peter Wirtz übertrug dem Prinzenpaar feierlich "die Bürde meines Amtes" und versprach "untertänige Dienste, bis dass der Aschermittwoch uns, aber hoffentlich nicht euch, scheide".

Anstelle einer vorformulierten Rede plauderte Marcel I. "us dem Blösche" - natürlich besonders darüber, wie schwer es gefallen sei, das Geheimnis zu bewahren. "Wir haben nachts oft nicht schlafen können."

Beim Kauf einer neuen Kaffeemaschine und eines Bügeleisens wurde ein Zusammenhang mit der angeblichen Prinzenwürde vermutet, und auch beim Sessionsauftakt habe man ihn mit den Vermutungen konfrontiert.

"Nur als ich die Schuhe für heute Abend gekauft habe, da hat keiner nachgefragt." Der Weg in Amt und Würden führte über ein schwarzes Sofa im Hinterzimmer der Apotheke des Präsidenten. Auf diese "Besetzungscouch" wurde er unter einem Vorwand gelockt - dann kam die entscheidende Frage. "Die Antwort war ebenso spontan wie die anschließende Feier - zwei Piccolos für vier Mann", verriet der Regent.

Im Programm der Proklamation trat unter anderem der "Protokollarius" alias Wolfgang Schmidt auf, der in gewohnter Manier die Geschehnisse aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben der Stadt aufs Korn nahm.

Besonderen Applaus erntete dabei die mit Hinblick auf die geplante Zusammenlegung der städtischen Verwaltungsstellen getroffene Feststellung, dass trotz verständlicher Sparbemühungen "die Verwaltung dahin gehört wo die Menschen sind".

Für die richtige Stimmung sorgten unter anderem die "Rabaue" und die "Kribbelköpp" mit ihren Karnevalshits, bevor zum großen Finale der ganze Saal gemeinsam die Ortshymne "Pleeser Wind" anstimmte.