"Uns pustet keiner weg" : So bunt war der Große Sankt Augustiner Karnevalszug
Sankt Augustin Jecke trotzen beim großen Sankt Augustiner Zug Wind und Dauerregen. Die Themen Brexit und Klimawandel bestimmen den Zug, der durch durch Niederpleis, Mülldorf und Sankt Augustin-Ort führte.
Kammellesturm statt Kamelleregen: Der Höhepunkt des Sankt Augustiner Straßenkarnevals, der große Zug durch Niederpleis, Mülldorf und Sankt Augustin-Ort, erlebte nach einem begeisternden Start eine buchstäblich kalte Dusche. Vor dem Start hatte Interimszugleiter Stephan Vester, der das Amt vom diesjährigen Karnevalsprinzen Dirk I. (Beutel) übernommen hatte, bis zur letzten Minute mit Feuerwehr, Polizei, Ordnungsamt und dem Organisationsteam beratschlagt und schließlich grünes Licht gegeben.
„Wir haben eben noch einmal alle Wagen geprüft und abbauen lassen, was nicht hundertprozentig windfest war,“ so Vester, der pünktlich um 14 Uhr den Tross in Bewegung setzen ließ. Schließlich waren die Büggele der rekordverdächtigen 1285 gemeldeten Teilnehmern bis zum Rand gefüllt und die Straßenzüge zu Beginn, gut eine Stunde vor dem einsetzenden Dauerregen, auch proppenvoll mit kostümierten und feiernden Zuschauern besetzt.
„Uns pustet keiner weg“ lautete passenderweise das Motto der Damenkarnevalsgesellschaft Sonnenschein, die als Sonne hinter Wolken durch den Zug tanzten und sich von den Wetterkapriolen nicht beeindrucken ließen. Dass so mancher Hut und selbst Perücken bei den Böen das Weite suchten, störte die Jecken ebenso wenig wie die Karnevalisten des Vereins Karren, deren Kostüme so manchen roten Herzballon verloren und durch die Straße taumelten.
Kraftarbeit leisteten auch die Fähndelschwenker des Fanfarenzugs Lieberhausen, während die Grundschule Am Pleiser Wald buchstäblich feste Wurzeln schlagen ließen: Die rund 70 Teilnehmer starke Truppe trommelte für das Klima und verteilte genau 2020 Baumsetzlinge, Eicheln und Samen getreu ihrem Motto „2020 Klimabäume für Sankt Augustin“. Dazu reichten die Eltern, Lehrer und Schüler über 4000 nachhaltige Äpfel aus der Region und erreichten bei den übrigen Kamellen einen Fairtrade-Anteil von 27,5 Prozent, wie Johann-Josef Donau als Sprecher der Gruppe mitteilte.
Fairtrade war auch das diesjährige Motto der evangelischen Kirchengemeinde Niederpleis/Mülldorf, deren Gärtnergruppe das Feld für eine nachhaltigere Welt bestellte. Eine Welt, die manchmal zu verrückt scheint, um wahr zu sein, wie die katholische Pfarrgemeinde St. Maria Königin zeigte und ihren „Jeckxit – very british“ feierte, um das jecke Treiben rund um den Brexit aufs Korn zu nehmen.
Auch die Pfadfinder vom Stamm Maximilian Bayer konnten über sich selbst lachen: Im Dress der amerikanischen Pfadfinder bestückten sie ein kleines Gartenhäuschen mit vielen Dutzend Heliumballons und zauberten mit ihrer liebevollen und aufwendigen Hommage an den Pixar-Animationsfilm „Oben“ Jung und Alt entlang des Zugwegs ein Lächeln ins Gesicht. Zumindest jenen, die trotz des Wetters bis zum Ende in Sankt Augustin-Ort durchhielten, wo die Pfarrgemeinde St. Maria Königin zur After-Zoch-Party eingeladen hatte und Anwohner und eine lokale Bäckerei dem Zug-Ende einen schönen Empfang bereiteten.
