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Der Aufpasser: Josef Heß betreut das Witterschlicker Dreigestirn

Der Aufpasser: Josef Heß betreut das Witterschlicker Dreigestirn

Prinzenführer kümmert sich um Auftritte und rationiert den Alkohol

Alfter-Witterschlick. Eenmol Prinz zo sin: Das wünscht und singt sich so leicht. Aber Karneval ist auch eine Leidenszeit. Der Prinz quält sich minutenlang mit dem Anziehen der Glanzstrumpfhose.

Der Bauer schwitzt ordentlich unter seiner Pelzmütze mit den Pfauenfedern und ist froh über jeden Auftritt mit Ordensverleihung, weil beim Abnehmen des Kopfschmucks wenigstens ein paar Sekunden lang das überhitzte Haupt gelüftet wird. Die Jungfrau ist dauererkältet, weil sie mit den Kniestrümpfen zwischen den Auftritten eines Abends immer wieder in die Kälte muss.

Der Fahrer des Dreigestirns muss der stocknüchternste Karnevalist schlechthin sein, weil er bis spät in die Nacht gebraucht wird. Und der Prinzenführer sitzt hinter seinem Notebook und ärgert sich über kurzfristige Anfragen für Auftritte seines Dreigestirns, die er noch zwischen die schon bestehenden 100 Termine pressen muss.

Knallharte Organisation, Disziplin und Kenntnis karnevalsspezifischer Regularien sind die Kehrseite einer Tollitätenexistenz. Aber damit hat sich das Witterschlicker Dreigestirn inzwischen arrangiert: Prinz Ralf III. (Discher), Jungfrau Frieda I. (Friedel Sommerhof) und Bauer Joachim I. (Lechner). Unter der Prinzenführerschaft von Josef Heß und mit Hilfe ihrer Adjutanten des Prinzenbusfahrers Gerd Kaiser (46) arbeiten sie ihr Pensum ab und können dank dieser Unterstützung jeden Tag ihrer Regentschaft genießen. "Wir werden ins Auto gesetzt, und alles klappt", freut sich Prinz Ralf (54).

Als Mitglieder des Männerballetts "Plüschkissen" sind die Majestäten des Dreigestirns zwar karnevalserprobt. Aber als Repräsentanten von Witterschlick muss einiges beachtet werden. Beim Thema Alkohol ist Prinzenführer Heß gnadenlos streng: "Nicht zu viel", lautet die Devise des 53-Jährigen. "Lallen oder torkeln in der Öffentlichkeit geht gar nicht. Sonst bin ich ab sofort nicht mehr Prinzenführer." Stattdessen sorgt er lieber dafür, dass sein Dreigestirn bei den Veranstaltungen etwas Ordentliches zu essen bekommt. "Zwei Kilo habe ich zugenommen", seufzt Bauer Joachim (41).

Schuld ist nicht nur das späte und unregelmäßige Essen. Ist der Abend lang, wird der Hitze-Stau unter der Pelzmütze zur Tortur. "Dann versucht man sich so wenig wie möglich zu bewegen". Prinz Ralf schätzt, dass er durch das Gehopse etwa fünf Kilo abgenommen hat. Er musste lernen, sich auf der Bühne auch mal kurz zu fassen. "Der Zeitplan der Sitzungsveranstalter muss eingehalten werden", sagt Prinzenführer Heß.

Er klärt immer vor Ort, wie viel Zeit zur Verfügung steht. "Nach uns warten ja weitere Gruppen und Redner auf ihren Auftritt, und andere warten auf uns." Deshalb sieht er es gar nicht gern, wenn er sein Dreigestirn nach dem Auftritt für die Weiterfahrt erst zusammensuchen muss. Höllisch aufpassen müssen die Majestäten und die Adjutanten auf die Insignien, also das Zepter des Prinzen, den Spiegel der Jungfrau und den Dreschflegel des Bauern. Spaßeshalber werden sie gerne entwendet und müssen wieder "freigekauft" werden.

"Das ist mir bisher zwei Mal passiert. Ich habe wunschgemäß Karten für das Phantasialand gespendet", berichtet Jungfrau Frieda (53) und ärgert sich ein bisschen, dass es einmal ausgerechnet die Witterschlicker Kinderprinzessin Cora war, die ihn hereingelegt hat. Josef Heß managt sein Team mit Erfahrung, Er war in der Session 1994/95 Prinzessinnenführer seiner Frau Sandra. Sie schminkt zurzeit die Jungfrau, die erstmals in ihrem Leben Erfahrung mit Kajalstiften und Wimperntusche macht.

"Inzwischen zucke ich aber nicht mehr", sagt Friedel Sommerhof. Für Weiberfastnacht gibt es dann zusätzlich lackierte Fingernägel, "aber künstliche Brüste - nee, das lehne ich ab, das machen wir auch beim Männerballett nicht". Weiberfastnacht wird "der Hammer" mit bis dato 13 Auftritten. "Wie stressig, weiß ich nicht", sagt der Prinz. "Aber ich freue mich riesig".