1. Narren-News
  2. Vorgebirge

Open-Air-Disco statt "Komatrinken"

Open-Air-Disco statt "Komatrinken"

Organisierte Party auf Rheinbacher Wällen soll Alkoholkonsum der Jugendlichen verringern - Polizei und Ordnungsamt wollen "Aufläufe egal welcher Art" auf Bachstraße verhindern

Rheinbach. In knapp vier Wochen ist es wieder so weit: Dann wird mit Weiberfastnacht die heiße Phase der närrischen Zeit eingeläutet. Ein Tag, der Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz Sorgen bereitet, denn er bescherte der Stadt immer wieder Negativ-Schlagzeilen über betrunkene Minderjährige, und genau die möchte Raetz in diesem Jahr nicht lesen.

Mit einem neuen Konzept will die Stadt nun gemeinsam mit dem Kreisjugendamt das Problem des "Komasaufens an Weiberfastnacht" ein für alle Mal in den Griff bekommen. Eine Open-Air-Disco ohne Ausschank von Alkohol, aber dafür mit DJ und Musik soll die Jugendlichen von der Bachstraße und vor allem vom Alkoholkonsum weg locken. "Aufläufe egal welcher Art wird es in diesem Jahr in der Bachstraße nicht geben", kündigt Raetz auf Anfrage des General-Anzeigers an. Dafür werde sowohl die Polizei als auch das städtische Ordnungsamt sorgen.

Zwar seien die spontanen Feiern auf der Bachstraße in den vergangenen Jahren im Großen und Ganzen "immer gut gegangen", dieses sei jedoch nur möglich gewesen, weil man energisch gegen Alkoholsünder durchgegriffen habe. "Ich habe einfach Angst, dass doch mal was passieren könnte, und so weit wollen wir es nicht kommen lassen."

Allerdings appelliert der Bürgermeister auch an die Eltern, ihrer Aufsichtspflicht nachzukommen. Er würde am liebsten die betrunkenen minderjährigen Kinder bei den Eltern abliefern und diese dann umgehend zu einem Pflichtkursus zum Thema Alkoholkonsum und Aufsichtspflicht am nächsten Tag einladen.

So wie im vergangenen Jahr wird die Stadt auch am 15. Februar diesen Jahres wieder Eingangskontrollen bei den weiterführenden Schulen machen und die Schüler in den Bussen kontrollieren. "Dort, wo wir Verantwortung haben, werden wir sie auch wahrnehmen", kündigt Raetz an. Auf Freiwilligkeit setzt der Partner der Stadt: Jörg Bersch vom Kreisjugendamt will, unterstützt von den Jugendorganisationen der Parteien und von den Vereinen, als Alternative zum "Komasaufen in der Bachstraße" eine Open-Air-Disco auf den Wällen anbieten.

"Wir führen damit die Bemühungen der letzten Jahre fort", erläutert Katja Lorenzini vom Presseamt der Kreisverwaltung das Konzept. Jugendorganisationen von Parteien und Kirche werden die Bewirtung bei der offenen Veranstaltung übernehmen. Angeboten werden Softdrinks, Tee, Kaffee und heiße Würstchen. Eingangskontrollen soll es dort nicht geben, und es herrscht auch kein striktes Alkoholverbot. "Das bedeutet, dass auf dem Himmeroder Wall mitgebrachte alkoholische Getränke im Rahmen des Erlaubten toleriert werden", so Lorenzini zu. Für Jugendliche unter 16 Jahre bleibt Alkoholkonsum damit Tabu, unter 18-Jährige dürfen keine hochprozentigen Spirituosen dabei haben.

Ein striktes Alkoholverbot, davon ist Lorenzini ist überzeugt, würde die Jugendlichen abschrecken, die Disco zu besuchen. Mit dem attraktiven zusätzlichen Freizeitangebot ohne den pädagogischen Zeigefinger, aber dafür an einem besser überschaubaren Platz soll in diesem Jahr auch in Rheinbach Straßenkarneval möglich sein, möglichst ohne die negativen Begleiterscheinungen. Auch Lorenzini appelliert an die Eltern, mit gutem Beispiel voranzugehen. "Es ist schwierig, den Kindern Alkohol zu verbieten, wenn die Eltern an Karneval alle guten Vorsätze über Bord werfen."

Gefeiert werden soll auf den Wällen nach Schulschluss von 11 bis 15 Uhr. Ohnehin frei haben an Weiberfastnacht die Jungen des Vinzenz-Pallotti-Kollegs und die Mädchen des Sankt-Joseph-Gymnasiums. Seit acht Jahren halten die beiden Privatschulen das so. Der Schulleiter des Mädchengymnasiums Hans Rieck möchte seinen Schülerinnen den Weg zu den Bussen durch das alljährliche Getümmel an Weiberfastnacht nicht zumuten.

Und Helmut Kirfel vom Vinzenz-Pallotti-Kolleg glaubt, dass sich die Zahl der Jugendlichen, die in der Stadt feiern, verringert, wenn das Kolleg geschlossen bleibt. Auch sieht er die Gefahr, dass sich die Feier auf das Gelände der Schule verlagern könnte. "Diese Veranstaltung wäre dann nicht mehr in den Griff zu bekommen."

Kritisch sieht die Schulleiterin der Tomburg-Realschule, Hedwig Schmitt-Wojcik, diese Einstellung. "Brauchtum ist Brauchtum, und genau das werden wir in unserer Schule so wie jedes Jahr feiern", stellt sie klar. Gefeiert werde in der Stadthalle, und wie im vergangenen Jahr werde auch diesmal ein Elternbrief verschickt.

In das Karnevalskonzept des Städtischen Gymnasiums passt die Veranstaltung auf den Wällen "außerordentlich gut", lobt Schulleiter Albin Schmid. An Weiberfastnacht steht dort für die fünften bis achten Klassen eine Karnevalssitzung auf dem Stundenplan. Die älteren Schüler haben normalen Unterricht bis nach der vierten Stunde. Schmid ist optimistisch, dass mit der Veranstaltung auf den Wällen als Alternative zum "Rumlungern nach Schulschluss" auch das Alkoholproblem an Weiberfastnacht in den Griff zu bekommen ist.