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Tollitätentreff in Herseler Rheinhalle

Tollitätentreff in Herseler Rheinhalle

Lokalmatador Bernd Stelter heizt Bornheimer Narren ein

Bornheim-Hersel. Im Bühnenbild grüßen die Herseler Sankt-Aegidiuskirche, der Kölner Dom, die Wolken-und die Drachenburg. Die "MS-Colonia" gleitet in prächtigem Weiß an der Kulisse vorbei. Und vorne auf der Bühne der Herseler Rheinhalle steht Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler in weißer Kapitäns-Uniform mit Goldlorbeer an der Mütze und bringt beim Tollitätentreff die ersten Sessionsorden unters närrische Volk: Er ehrt seine drei Stellvertreter und den Bürgermeister der Partnerstadt Mittweida.

Kaum war die Verleihung vorbei, standen die Narren in der fast ausverkauften Rheinhalle auf den Stühlen, um den Vorjahrestollitäten und den justProklamierten aus Merten und Roisdorf ihre Reverenz zu erweisen. Da hörte man förmlich, wie bei so viel Stimmung direkt zu Beginn der Sitzung, der Organisatorin Karin Schumacher der berühmte Stein vom Herzen fiel. War der Vorverkauf doch eher schleppend angelaufen, doch der Abend sollte beweisen, dass die Bornheimer das karnevalistische Herz am richtigen Fleck haben.

Da sorgten die Roisdorfer Musikfreunde unter Leitung von Stefan Klein dafür, dass der "Bazillus Carnevalis" keinen Narr verschonte. Und sie reihten sich auf der Bühne auf, Bauer Margret, Prinz Ute I. und Jungfrau Karoline aus Merten. Aus Hemmerich-Rösberg waren Bauer Ralf, Prinz Ingo I. und Jungfrau Berta angereist und aus Waldorf Prinz Christian IV. mit seiner Prinzessin Stefanie II. Zu den Vorjährigen gehörten natürlich auch die Einheimischen, Bauer Marlies, Prinz Petra I. und Jungfrau Margit.

Mit besonderem Applaus bedachten die Narren aus den 14 Bornheimer Ortschaften die amtierenden Tollitäten Kurt und Martina I. aus Merten und das Schönste, was Roisdorf zu bieten hat, Prinzessin Claudia I.. Da sang der ganze Saal mit, als die Rechtsanwältin, gewandet in den Farben des TuS wie das ganze "Roisdorfer Schmölzchen", den Ohrwurm von DJ Ötzi und Nik P., "Ein Stern, der deinen Namen trägt", in eine Liebeshymne auf den TuS, "Das ist mein Verein", umwandelte.

Das hielt selbst Sitzungspräsident Peter van den Berg nicht auf dem Präsidentensessel, beinahe hätte der Bornheimer Ortsvorsteher mitgesungen, während der Roisdorfer Ortsvorsteher Harald Stadler seine Kamera heiß laufen ließ. Heiß zu ging es dann auf der Bühne, als das Gardecorps der Blau-Gelben-Husaren aus Köln mit mächtigen Schritten und ebensolcher Marschmusik die Bühne erbeben ließ. Zum "Geisterreiter" wirbelten die blau-gelben Mannsbilder aus dem Reitercorps ihre "Marie" über die Bühne und durch die Luft, dass dem Publikum der Atem stockte. Nach unblutigem Ausgang des Show-Erlebnisses war die erste Rakete des Abends fällig.

Die verdienten sich natürlich auch die "3 Colonias" um Willi Wilden, die sich in diesem Jahr mit Mandolinenspieler Jörg Weber verstärken. Der "Abend der Volksmusik" verlangte den Musikern aus Merten und Köln schon wahre Verwandlungskunst ab. Ob beim "Verlobungswalzer aus Bad Hönningen" oder "Im schönen Dönerwald" aus Bayern, das Publikum dankte es ihnen mit Gesang und Schunkeln. Ohne Zugabe ließ van den Berg die Vollblutkarnevalisten nicht von der Bühne, was den Rheinhallen-Besuchern ein musikalisches Wiedersehen mit Willy Millowitsch und Wolfgang Nidecken bescherte.

Meisterlich wurde es mit der grazilen Gruppe aus Oberlar. Die "Fidelen Sandhasen" brannten ein Feuerwerk von wirbelnden Beinen und Hebefiguren ab, eben akrobatischen Gardetanz der eines zweifachen deutschen Meisters alle Ehre machte. Auch ihnen war eine Rakete gewiss.

Als Altmeister des rheinischen Humors entpuppte sich Willi Rupprecht. Der Bauchredner war nicht vom Affen gebissen, er ließ selbigen mit frechen Sprüchen zu Wort kommen. Besonders die Damenwelt im Saal hatte ihren Spaß über das Paar, das über Gammelfleisch, Haussanierung und gedopte Sportler lästerte.

Dann aber wurde der Lokalmatador frenetisch gefeiert, der die Bühne betrat. Auf die Melodie "Ich war noch niemals in New York" beschimpfte Werbefachmann Bernd Stelter den Handy-Hersteller Nokia wegen seiner "Heuschrecken-Politik" und versprach: "Ich kauf mir nicht mehr Nokia - die sollten sich was schämen". Und der Bornheimer im einfachen grauen Anzug mit seiner zwölfsaitigen Gitarre in der Hand plauderte über Heidi Klum mit ihrem Hans und Franz, über Jan Ullrich mit seinen Ärzte-Dealern, die nie Dopingmittel zur Verfügung stellten und darüber, dass er zum ersten Mal in den 19 Jahren seiner Auftritte in Hersel kein Gramm abgenommen hat. Und die zwei Haare hat er auch noch auf der Brust - er ist ein Bär. Und die Regenwürmer haben es ihm angetan.

Gut, das Lied, bei dem man die Würmer husten hört, wird sich wohl noch als Karnevals-Ohrwurm herausstellen. Bei Bernd Stelter stellte sich allerdings schnell heraus, dass er wohl immer noch der absolute Spitzenstar der Bornheimer Narrenschar ist. Die Jecken standen fast auf den Stühlen. Klar, dass es die Rakete gab.

Da war es abermals ein guter Griff von Karin Schumacher, nach Stelter die Musiktruppen "Kolibris" und "Die Rheinländer" verpflichtet zu haben.

Die Bands schafften es, mit bekannten und neuen Liedern, die jecke Hochstimmung im Saal aufrecht zu halten, so dass beim Tollitätentreff aus dem Saal immer wieder der musikalische Gruß aufkam: "Ach wär ich nur, ein einzig Mal..."