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Wand an Wand mit einem Karnevalsverein

Wand an Wand mit einem Karnevalsverein

Seit die Meckenheimer Stadt-Garde ein Haus in ihrem Wohnviertel gemietet hat, sorgen sich die Nachbarn um ihre Ruhe - Der Verein verliert unterdessen die ersten Mitglieder

Meckenheim. Häuser, die Wand an Wand gebaut sind, kleine Gärten, schmale Straßen. Wer an Schwitzerstraße und Neustraße in der Meckenheimer Altstadt wohnt, weiß, was Enge, Einschränkung und die unmittelbare Nähe von Nachbarn bedeuten. Doch ein Streit zwischen Anwohnern, der Stadt und dem Karnevals-Verein Stadt-Garde hat das nachbarschaftliche Gleichgewicht durcheinander gebracht. Die Stadt hat den Karnevalisten das Gebäude an der Straßenecke als Vereinsheim zur Verfügung gestellt, und die Nachbarn fürchten nun um ihre Ruhe.

Die Querelen sind auch der Grund, warum die Stadt-Garde in ihre neuen Räume noch nicht eingezogen ist, obwohl die Entscheidung dafür ein Dreivierteljahr zurück liegt. Schon im Vorfeld hatten sich die Nachbarn beschwert, als sie erfuhren, was in ihrer unmittelbaren Nähe geplant ist. "Ich weiß, dass acht Familien Widerspruch eingelegt haben", sagt Rainer Floren.

Aus der Sicht seiner Familie, deren Hausmauern teils an die des Stadt-Garde-Domizils stoßen, hätte die Stadt vorher besser prüfen sollen, ob sich dieses Haus überhaupt als Vereinsheim von Karnevalisten eignet. Das Gebäude, in dem einmal die Feuerwache und später der Caritas-Sozialdienst untergebracht war, sei eigentlich ein Verwaltungsgebäude und liege in einem Wohngebiet.

Bürgermeisterin Yvonne Kempen beruft sich freilich auf den einstimmigen Ratsbeschluss vom 21. März vergangenen Jahres, das städtische Haus an die Stadt-Garde zu vermieten, unter der Bedingung, dass es zunächst nach den Empfehlungen eines Lärmschutzgutachtens schallgedämmt wird. In Gesprächen mit den Nachbarn und Stadt-Garde-Vertretern bemühte sich Kempen weiter um eine gütliche Einigung. "Ich habe an alle appelliert, zu einem guten nachbarschaftlichen Verhältnis beizutragen."

Doch der Streit schwelt weiter. Zum Kummer der Stadt-Garde-Mitglieder, die unterdessen einen Traum zerrinnen sehen. "Wir stecken noch mittendrin in der Arbeit, und jetzt wird schon wieder mit dem Rechtsanwalt gedroht", berichtet der zweite Vorsitzende, Dieter Gebsattel. Der 1978 gegründete Verein mit zurzeit 90 Mitgliedern hatte vorher eine Baracke an der Mühlenstraße als Unterkunft. Umso mehr freute man sich über das feste Haus, auch wenn es schweißtreibenden Einsatz bedeutet, denn viele Renovierungsarbeiten erledigen die Gardisten selbst.

Inzwischen vergeht die Session, die schönste Zeit für Karnevalisten, ohne dass die Kinder- und Jugendtanzgruppen, der jecke Stammtisch und die Showtanzgruppe das Haus nutzen können. "Unseren Musikzug, der erst vor zwei Jahren gegründet wurde, mussten wir ruhen lassen, weil es keinen Übungsraum gibt", so Gebsattel. Jetzt springen schon die ersten Mitglieder ab, und vor November werde die Garde nicht einziehen können, schätzt Gebsattel.

Die Nachbarn fürchten sich jetzt schon vor den Musik- und Tanzübungen nebenan. Erlaubt werden sollen 100 Dezibel Lärm zwischen 19 und 22 Uhr - nach Meinung im Bauausschuss müsse das zu ertragen sein. "Die haben gut reden, die wohnen ja nicht hier", sagt Floren. Er hält eine Einigung aber für möglich. "Vielleicht kann der Verein auch nur bis 21 Uhr proben." Andere dagegen sind nicht kompromissbereit: Nachbarn haben nach eigenen Angaben einen Anwalt eingeschaltet.