Narrenzug in Heimersheim : 800 Aktive beim Zug in Heimersheim
Heimersheim Beim Zug ins Heimersheim platzte der Marktplatz schier aus den Nähten. Die Karnevalsgesellschaft Närrische Landskroner besteht seit 70 Jahren.
Nicht nur „sein“ 1. FC Köln hatte mit dessen 5:0-Sieg etwas zu feiern. Auf einen Triumphzug machte sich zeitgleich der Heimersheimer Prinz Thomas I. Glöckner. 21 Jahre ist er als Mann am Trömmelche im Spielmannszug der Funken beim Karnevalsumzug der Närrischen Landskroner mitgelaufen. Bei seiner 22. Teilnahme ließ er sich als Majestät chauffieren und hatte Freude an dem, was da getreu seinem Motto „Mir fiere de Funke, ohs Jesellschaff, d’r Heimesche Fasteleer – hetzlich willkumme im rud-wiesse Meer“ umgesetzt wurde. Umgeben von Rot und Weiß, von Fußballfans und vor allem von Funken dieser Couleur brachten auch Kinderprinz Moritz I. Schlagwein und Kinderprinzessin Emily I. Gäb tüchtig Kamelle unters dicht gedrängte Volk am Straßenrand.
Es schien, als hätten 70 Jahre Karnevalsgesellschaft, 66 Jahre Funkencorps und elf Jahre „Corps à la Suite“, dessen Hauptzweck die finanzielle Unterstützung der KG ist, besonders viele Jecken in die Gassen getrieben. Aber mancher der mehr als 800 Zugteilnehmer erklärte auch, dass er deshalb so gerne in Heimersheim dabei ist, „weil hier noch richtig ursprünglich und echt gefeiert wird“.
Mit Bonjour, Merhaba und Ciao grüßte der Lohrsdorfer Stammtisch bereits am Umzugsanfang alle „rund um die Welt“ als Holländer, Inder, Chinesen und Mexikaner. Und die Ahrtaler Gartenfreunde wurden in ihrer von einer Europafahne gekrönten Burg sogar politisch: „Diese Festung, bedroht von Autokraten, auch von Populisten und ihren Taten, doch wir feiern ohne Reue, der Demokratie gehört unsere Treue.“
Zu den größten der 50 Gruppen gehörten mit rund 70 Teilnehmern einmal mehr die Kellerkinder, die nicht wegzudenken sind aus dem örtlichen Brauchtum. „Freundschaft ist wie Whisky: Je älter desto besser“, propagierten sie als Highlander in ihrer rollenden Destillerie, hielten neben Gerste und Mais auch das Endprodukt parat und ließen unter anderem für Mitglied Ewald Römer auf dem Marktplatz 50 Luftballons steigen, der wie seit 50 Jahren den Karnevalswagen im Umzug fuhr. Stark vertreten war auch die Belegschaft des Krankenhauses Maria Hilf. Ihre „Superhelden, allzeit bereit“ von Zeus über Hulk und Spiderman bis hin zu Super Mario, feierten Premiere im Heimersheimer „Zoch“ mit „Wham“, „Bam“, „Boom“ und „Zap“.
„So einzigartig wie Heimesche“ bereicherten die Schlümpfe der Heimersheimer Hundefreunde den Umzug um eine etwas andere Gesichtsfarbe. Zu den buntesten Gruppen gehörte zudem der Stammtisch „Die Ahrschwärmer und Freunde“ mit ihrem blumigen Bully-Nachbau sowie der Möhneverein Gimmiger Backeslämpchen. Als „Poppy Troll“ mit pinkfarbenen Haaren hatten sie viel Gelegenheit, die Talente der Fantasyfigur wie Singen, Tanzen und Kuscheln, oder alternativ Bützen, auszuleben. Sie gaben sich „immer glücklich“ und „out of control“. Auch die Heimesheimer Möhne samt einiger Möhnemänner als Hexen und Zauberer, Heinzelmännchen mit „voller Power“, die Tänzer von Rio Palace als Strichmännchen, Meerjungfrauen und Matrosen von den Ahrtalfreunden, viele Abiturienten und Junggesellenvereine reihten sich ein. Die Heimersheimer Sankt Sebastianer kutschierten ihre „tollkühne Schützenkönigin Kati in ihrem fliegenden Bett“, während der „Club Flitzepipe“ sich in einer Grusellok wohlfühlte.
„Wir wollten immer schon mal abheben“, erklärte ein Greener Freundeskreis. Und das tat er richtig: Zum Jubiläum der Mondlandung im vergangenen Jahr waren die Astronauten aber glücklicherweise gerade auf Heimaturlaub und mischten ganz irdisch mit. Närrische Paragraphen der Kindertollitäten erfüllte die SG Landskrone mit Fußball nicht nur im Kopf, sondern auch Bällen auf dem Kopf. Und der Stammtisch „Herrlicher Fernblick“ versprach als Trapper und Rehe, auch dieses Jahr das Sommerferienereignis für die Karnevalskinder auzurichten: „Me sin die Pfadfinder von der Ahr un orjanisieren dat Summercamp, dat ist doch klar.“
