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Sieg dank Charme und stabilem Stollenwerk

Sieg dank Charme und stabilem Stollenwerk

Das Oberpleiser Rathaus fällt erwartungsgemäß in die Hand der Narren - Thomasberger Wehrleute feiern Beachparty im Schnee - Elfriede I. übernimmt in Niederdollendorf das Zepter

Oberpleis. (duh) Obwohl Bürgermeister Peter Wirtz sein Rathaus in Oberpleis gestern nach Leibeskräften gegen einen Sturm von Narren verteidigen musste, schien er Mitleid mit den Angreifern zu haben.

"So schnell wie in diesem Jahr hat er sich selten ergeben", munkelten einige der Karnevalisten, nachdem die Tollitäten des Siebengebirges das Rathaus binnen weniger Minuten eingenommen hatten. "Bei den eisigen Temperaturen durften wir uns nicht zu lange zur Wehr setzen, damit alle ins Warme kommen", gab der erste Bürger der Stadt auch nachher zu.

Nach dem Abbrennen einiger Feuerwerkskörper und angesichts der bedrohlichen Kanone, die vor dem Rathaus aufgebaut worden war, hatte sich Wirtz geschlagen gegeben.

Obwohl der plötzliche Wintereinbruch sowohl den Narren, als auch den Vertretern der Stadtverwaltung neue Möglichkeiten für Angriff und Verteidigung geboten hätte, verzichteten die Jecken größtenteils auf eine Schneeballoffensive.

"Wir hätten den Angreifern ja Wasser entgegen schütten können, aber bei der Kälte haben wir davon abgesehen", so Wirtz, der den Tollitäten eine Rutschpartie ersparen wollte. Ohnehin musste die Leiter zum Rathausbalkon ganz besonders gesichert werden, letztlich stand sie aber auch auf dem verschneiten Untergrund bombenfest.

"Die Prinzessin hat stabiles Stollenwerk unter ihren Schuhen und wenn sie erst einmal oben ist, erliegst du sowieso dem Charme der Frauen", kündigte Wolfgang Wicharz, Präsident der Bockerother Karnevalsgesellschaft "Mer komme met", an.

Der Wortführer der Narren, der von der ausrichtenden Oberpleiser Narrenzunft für diese Funktion auserkoren worden war, sollte Recht behalten. Prinzessin Birgit I. aus Oberpleis erklomm als erste die Balkonbrüstung und übernahm mit Prinz Marcel I. und den ihnen folgenden Tollitäten aus Königswinter, Thomasberg/Heisterbacherrott, Eudenbach, Vinxel, Bockeroth, Ittenbach, Uthweiler und Römlinghoven, sowie dem Siebengebirgsprinzenpaar Marion I. und Dieter I. aus Bad Honnef das Regiment.

Schweren Herzens überreichte der Bürgermeister den anstürmenden Jecken den goldenen Schlüssel für das Rathaus, das er ihnen bis Aschermittwoch überlässt: "Nehmt ihn und tragt ihn in Ehren."

Drinnen feierten Stadtvertreter und Karnevalisten dann jedoch schnell wieder gemeinsam und Wirtz versprach trotz seiner Niederlage, dass der Schnee auf allen Zugwegen der am Nachmittag sehnlich erwarteten Umzüge im Stadtgebiet rechtzeitig geräumt würde.

Ob die Jecken ihn beim Rathaussturm 2007 deshalb gnädiger behandeln, bezweifelt Wirtz aber anscheinend selbst, stellte er doch voller Resignation fest, "dass wir ja eh jedes Jahr verlieren".

Thomasberg/Heisterbacherrott. (ff) Kälte? Schneeschauer? In Thomasberg? Die Mitglieder des Löschzuges Oelberg schienen davon gestern Nachmittag nichts zu spüren.

Die Feuerwehrleute hatten beim Urlaub auf "Malle" Sonne getankt und feierten auf ihrem Wagen eine fetzige Beachparty unter Palmen. Der Vorsitzende des Bürgerfestausschusses Heisterbacherrott, Wolfgang Bellinghausen, sah das mit Freude: "Es sind unheimlich viele junge Leute dabei, die bauen auch mittlerweile Wagen selbst und sind mit viel Engagement dabei."

Gemeinsam mit Willi Weyler von der Strücher KG kümmerte sich Bellinghausen wieder um die Leitung des jecken Lindwurmes, der sich mit 33 "Nummern" durch beide Orte schlängelte, allen voran eine Gruppe, die definitiv "ein Rad ab" hat: die Einrad-Gruppe des TuS Thomasberg-Ittenbach.

Intellektueller gab sich das Jugendtanzcorps der Strücher Karnevalsgesellschaft als Harry-Potter-Gruppe und als blutrünstige Vampire schockten die gar nicht so süßen "Sweet Kisses".

Über die Zochbeteiligung konnten Bellinghausen und Weyler jedenfalls nicht klagen: "Es herrscht mehr Beteiligung als im Vorjahr und die Gruppen sind größer", so Bellinghausen.

Viele hatten richtig Spass an der Freud' wie etwa die "Blos mer jet & Bums Kapell" - ein Zusammenschluss von H'rotter Musikern - und das komplette Thomasberger Rewe-Team, das sich von König Fußball und der WM hatte inspirieren lassen. Die Tollitäten Jupp I. und seine Jaqueline I. bildeten im Blütenkelch den attraktiven Zoch-Abschluss.

Niederdollendorf. (duh) Der Niederdollendorfer Brauch, die Tollitäten erst während des Veedelszochs am Rosenmontag zu proklamieren, ist ohnehin einzigartig. Dieses Mal feiern die Freunde und Förderer im Veedelszoch Königswinter-Niederdollendorf zudem eine Premiere.

Erstmals übernahm vor der Pfarrkirche Sankt Michael nach Prinzenpaaren und Dreigestirnen eine Prinzessin alleine das Zepter und reihte sich in den Zug ein. Prinzessin Elfriede I. (Kröll), Mitglied der Fidelen Freunde Postalia, ist in zahlreichen weiteren Vereinen Mitglied und nicht nur in diesen für ihren selbstlosen Einsatz bekannt.

Zudem begleitete sie bereits zwei Prinzenpaare durch eine Session. Bürgermeister Peter Wirtz proklamierte das neue Oberhaupt der Niederdollendorfer Narren, das sich sogleich in den langen, bunten Zug einreihte.

Dieser war ein Sammelsurium aus vielen kunterbunten Fußgruppen und Festwagen. Bei ersteren ging es auffallend "weltlich" zu. Während sich die Mitglieder des Dollendorfer Sportvereins von 1948, in Fußballtrikots gehüllt, das WM-Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden" auf die Fahnen geschrieben hatten, hieß es beim Kindergarten Merlin "Die Welt bin ich". Dies brachten die Kinder, Eltern und Betreuer mit selbst gebastelten Weltkugeln auf Brust und Rücken zum Ausdruck.