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Dreigestirn besteht Pisa-Test

Dreigestirn besteht Pisa-Test

Der Prinz der Domstadt Köln kommt aus der Glasstadt Rheinbach

Rheinbach. Sie hätten auch als Versicherungsvertreter "durchgehen" können: Walter Passmann und seine beiden Begleiter Uli Döres und Claus Frohn nahmen im dunklen Anzug mit gestreifter Krawatte und weißem Schal an der exklusiven Führung durch den Stellvertretenden Schulleiter des Städtischen Gymnasiums in Rheinbach (SGR), Berthold Phiesel, teil. Die Herren hatten sich gewissermaßen verkleidet.

Zumindest was ihre "Identität auf Zeit" betrifft: Sie bilden in dieser Session das Kölner Dreigestirn. Prinz, Bauer und Jungfrau - noch nicht in rot-weiß, noch ohne Pfauenfedern, Pritsche, Dreschflegel und blonde Zöpfe. Während ganz Köln das Dreigestirn spätestens Rosenmontag wegen ihrer karnevalistischen Auftritte kennt, basiert der Wiedererkennungwert beim SGR auf ganz anderen Werten: Passmann war von 1986 bis 1990 Schüler am Gymnasium.

"Ich freue mich sehr, dass das Dreigestirn hier ist. Die Schule hat offensichtlich Spuren hinterlassen. Ich werde ihnen dann demnächst in der Kölnarena zujubeln", begrüßte Schulleiter Albin Schmied die zukünftigen Tollitäten, ehe beim anschließenden Gespräch Erinnerungen auflebten. "Ich habe ihnen mal meine Trainingsjacke geliehen, weil ihnen kalt war", erzählte Passmann seiner Englisch-Lehrerin Ursula Striepecke.

Russisch-Lehrer Claus Biederbick wusste noch, dass Passmanns Beziehung zu seiner heutigen Ehefrau Tanja auf einer Kursfahrt nach Moskau beruhen. "Und auf dem Rückflug hat er als Büttenredner das ganze Flugzeug unterhalten."

Phiesel hatte derweil im Klassenbuch der neunten Klasse nachgeschlagen, ob der Prinz zu Schulzeiten während des Karnevals überhaupt in der Schule gewesen sei. "Donnerstags und freitags war er da", so die Antwort. Allerdings nur, um insbesondere Weiberfastnacht möglichst bald für ein schnelles Ende des Unterrichts zu sorgen.

"Unser damaliger Schulleiter Wilhelm Müller hat immer gesagt, dass die ersten beiden Stunden Unterricht seien. Aber spätestens nach der ersten Einheit zog Passmann schon im Hunnenkostüm mit Trommel durch das Gebäude. Ein ohrenbetäubender Lärm. Da war an Unterricht nicht mehr zu denken", weiß die ehemalige Sekretärin Josi Hasselberg noch heute. "Ich gebe auf", soll Müller schließlich gesagt haben und der karnevalistische Trubel konnte beginnen.

Weiberfastnacht liegt zwar noch weit vor den Dreien, nichtsdestotrotz haben sie bereits gut 60 Auftritte in dieser Session absolviert - weitere gut 320 liegen noch vor ihnen. Die Tollitäten gehören der Kölnischen Karnevalsgesellschaft von 1945 an. Bereits seit 1997 steht ihr Entschluss fest, Dreigestirn im Kölner Karneval zu werden, die endgültige Zusage erhielten sie am 10. Juni diesen Jahres.

Seine Rheinbacher Schulzeit verdankt Passmann auch dem Kölner Karneval. "Meine Eltern waren schulisch gesehen nicht wirklich zufrieden mit mir. Daher haben sie mich in das Internat des Vinzenz-Pallotti-Kolleg gesteckt. Am Städtischen habe ich dann gelernt, dass es so wie in Köln nicht weiter funktionieren kann", erklärt Passmann, der sein Abitur mit einer Note von 2,5 bestand. "Ich hatte gütige und nette Lehrer", lobte der 35-Jährige.

Bei ihrem einzigen Auftritt in einer Schule hatten dann die Fünft- und Sechstklässler Gelegenheit, das designierte Kölner Dreigestirn kennenzulernen. In einem "Pisa-Test für Dreigestirne" mussten die angehenden Tollitäten dann ihr Wissen in den Fächern Englisch, Mathematik, Informatik und Musik beweisen - und sie bestanden die Prüfung mit Bravour.

Ihre "Verkleidung" dürfen Prinz Walter II., Bauer Uli und Jungfrau Claudia übrigens am 7. Januar ablegen. Dann wird sie Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma zum Kölner Dreigestirn 2005 proklamieren und ihnen die noch im Stadtsafe eingeschlossenen Pritsche, Spiegel und Stadtschlüssel überreichen - ehe sie sich dann erstmals im vollen Ornat präsentieren.