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Ruhe bewahren, auch wenn der Patient sich wehrt

Ruhe bewahren, auch wenn der Patient sich wehrt

Die Bornheimer Malteser versorgen betrunkene und verletzte Narren am Roisdorfer Zug - In den zwei Zelten geht es um kleine Kratzer und Bewusstlose, die ins Krankenhaus müssen

Bornheim. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Die ehrenamtlichen Helfer der Malteser sitzen auf den Feldbetten, auf denen später volltrunkene Narren ihren Rausch ausschlafen werden. Ein Berliner, ein Brötchen, ein Becher Kaffee. Und warten. Warten auf den Zoch, warten auf die Jecken.

Überall Karnevalsmusik, die ersten Kostümierten stehen schunkelnd am Straßenrand. Gleich zwei Zelte haben die Malteser aufgebaut, harren mit Notfallkoffern, Traubenzucker, Eimern, Decken, Infusionen, Pflaster und vielem Gerät mehr der Dinge, die da kommen.

Der erste Mottowagen hat das Zelt an der Bahn noch nicht erreicht, da liegt der erste Patient auf dem Feldbett. Kreidebleich, der 17-Jährige hat wohl schon früh am Tag mit dem Alkohol begonnen, nun kann er nicht mehr. Er schaut mit glasigen Augen, muss sich übergeben. Die Helfer reagieren gelassen, decken den Betrunkenen zu. Blutzucker und Blutdruck sind halbwegs o.k., nichts Besonderes.

Zwei Stunden später wird er das Zelt verlassen. Zwar noch nicht ganz sicher auf den Beinen, aber von Freunden gestützt stolpert er von dannen. "Hoffentlich geht er nach Hause", meint Daniel Monscheuer, Pressesprecher der Malteser.

Mit 90 Kolleginnen und Kollegen, dazu drei Ärzten sind die Ehrenamtlichen im Einsatz, dazu die Festangestellten, die den normalen Dienst in der Wache am Rathaus leisten. Martin Rösler, Leiter der Diözesangeschäftsstelle in Köln, unterstützt seine Malteser in Roisdorf, will sehen, wie sich die Kollegen am Weibertag schlagen. "Sehr gut gelaufen, alles reibungslos. Auch in kritischen Situationen haben alle richtig reagiert, ruhigen Kopf behalten", wird der Chef aus der Domstadt am Abend sagen.

Kritisch wird es eigentlich nur zweimal. Doch Helmut Preiß, den Stadtarzt der Malteser in Bornheim, kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen. An seiner Seite sind neben den langjährig geschulten Helfern Daniela Kurth und Björn Beckenhusen, oder die das Sagen in den Zelten haben. Oder Rudi Zavelberg oder Einheitsführer Marlon Konertz. Alles geht Hand in Hand.

Selbst wenn Hektik aufkommt, weil sich ein Volltrunkener mit Händen und Füßen gegen die Hilfe wehrt. Den hatten die Malteser bei den regelmäßigen Gängen durch das Narrenvolk entdeckt, abseits lag er fast bewusstlos auf der Erde, zwei Freunde konnten ihm nicht helfen.

Jetzt liegt er im Zelt, die Polizei hilft dem Arzt, den Mann zu untersuchen, hält ihn fest. Helmut Preiß stellt ihn mit einem Beruhigungsmittel still, um endlich helfen zu können.

"Nichts gebrochen, Kreislauf stabilisiert, ist nicht lebensbedrohlich, keine erheblichen Verletzungen", gibt er eine erste Diagnose. Doch es kann mehr sein, niemand weiß, was und wie viel der junge Mann zu sich genommen hat. Die Freunde protestieren, aber der Rettungswagen bringt ihn in die Uniklinik Bonn, dort wird er auf der Intensivstation wach. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert, stellt sich später heraus.

Weitere "Kunden" müssen ins Krankenhaus. Diagnose vorab: Alkohol oder andere Drogen im Überfluss. Ein Clown hat sich in die Bewusstlosigkeit getrunken, ist nicht mehr ansprechbar. Einige Mädchen und Jungen schlafen ihren Rausch aus.

"Schrecklich, wie viele junge Menschen schon total betrunken sind", schütteln die stocknüchternen Malteser den Kopf. "Hilos" sind die Patienten für sie, hilflose Personen. Einige Jecken kommen aber auch ohne Schnittverletzungen, einen Brummschädel oder den Wunsch nach einem Ausnüchterungsschäfchen zu den Zelten. Ein Burgfräulein sagt mit ein paar Bützchen "Danke" für den Einsatz, auch beim Kontrollgang durchs schunkelnde Narrenmeer gibt es so manches Küsschen und so manche Umarmung.

"Du bist aber lieb", strahlt so ein Bienchen den Helfer an und hält ihm den geratschten Zeigefinger entgegen. Ein Schornsteinfeger hat Reizgas ins Auge bekommen und heult wie ein Schlosshund. Hier ein Wehwehchen und dort ein Stündchen Schlaf im warmen Zelt.

"Weiberfastnacht in Roisdorf und Kardorf, mit 45 Leuten waren wir draußen, eigentlich keine besonderen Vorkommnisse", sagt am Abend auch Polizeichef Bernhard Spinnrock. Und die Malteser haben ebenfalls einen arbeitsreichen, keineswegs aber ungewöhnlichen Tag erlebt. Vom Zug haben sie dabei wenig mitbekommen. Das fröhliche Geschehen lief an ihnen vorbei, eben friedlich, ausgelassen, bunt und jeck. "Davon sehen wir wenig. Wir sind gefragt, wenn irgendwo was schief gelaufen ist."