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Wenn der Stecker passt, kommt Stimmung auf

Wenn der Stecker passt, kommt Stimmung auf

Große Rheinbacher Karnevalsgesellschaft feierte mit 400 Jecken und Spitzenkräften des Kölner Karnevals in der Stadthalle - Hinter den Kulissen sitzt jeder Handgriff - Vorbereitung dauert über ein Jahr

Rheinbach. Am ersten Tisch vor der Bühne sitzen Bürgermeister Stefan Raetz, sein Stellvertreter Ernst Preutenborbeck, die Landtagsabgeordnete Ilka Keller und Ratsherr Karl-Heinz Kerstholt.

Sie schunkeln und klatschen zur Musik der "Stroßefäjer", lachen über die Parodien eines Martin Schopps und applaudieren nach dem amüsanten Vortrag des "Schnäuzerduos".

Doch wie die knapp 400 Besucher auf der Prunksitzung der Großen Rheinbacher Karnevalsgesellschaft (GroRheiKa) bekommen auch Raetz und Co. nichts vom Geschehen hinter der Bühne mit.

Erst wenn das Kabel richtig liegt, die Stecker passen und Strom fließt, kann in der Halle Stimmung aufkommen. Das weiß auch Detlef Tschorschke, der bereits seit 13 Jahren als Techniker hinter den Kulissen des rheinischen Karnevals arbeitet.

Derzeit begleitet Tschorschke den jungen Büttenredner Martin Schopps, alias "die Rednerschule". Und während Schopps den Rheinbacher Jecken seine Parodien und Persiflagen, wie er selbst sagt, "auditiv zu Ohren trägt", hat Tschorschke im Hintergrund alles unter Kontrolle.

Gegen 22.30 Uhr wird es plötzlich voll hinter der Bühne. Genau fünf Minuten vor ihrem Auftritt kommt "et Schnäuzerduo" mit der inzwischen schon aus dem Fernsehen bekannten gelben Mülltonne.

Eddy und Wolle, die beiden Techniker des Duos - beide im Übrigen ebenfalls mit Schnäuzer - sind zunächst erleichtert: Jawohl, die Tonne passt durch den Bühneneingang der Stadthalle.

Auf der Bühne gibt Martin Schopps bereits die zweite Zugabe, eine textlich leicht veränderte Version des Klassikers "Tür an Tür mit Alice". Derweil verschwindet die eine Hälfte des Schnäuzerduos in der Mülltonne und legt sein Headset an. Schopps bekommt noch eine "Rakete" von dem begeisterten Publikum.

Zehn Minuten später als geplant zieht das Schnäuzerduo unter dem Beifall der Närrinnen und Narren ein. Ein lautes "Viva Colonia" schallt bis hinter die Bühne. Dort haben Tschorschke und Schopps in Windeseile alles zusammengepackt.

"Drei Auftritte haben wir heute noch vor uns", sagt Tschorschke und trägt die beiden Gitarren ins Auto. Robert Zimmer, zweiter Vorsitzender der GroRheiKa, kommt mit einem Briefumschlag, den er Schopps in die Hand drückt. Es sei so üblich, die Künstler direkt zu bezahlen, erklärt Zimmer später.

Wer Stars des Kölner Karnevals wie "Blom un Blömcher", "Colör", "De Stroßefäjer" und "Et Schnäuzerduo" buchen möchte, muss bereits über ein Jahr vorher mit den Planung beginnen.

Heutzutage brauche man solche "Zugpferde", um eine solche Sitzung erfolgreich zu gestalten, erläutert GroRheiKa-Schultheiß Gerd Becker. "Die Rheinbacher Vereine haben abgesprochen, dass sie sich gegenseitig zu den Sitzungen einladen und sich Zeit für Präsentationen geben."

Zu den Höhepunkten auf der Bühne gehörte natürlich die feierliche Proklamation des neuen Prinzenpaares Hubert III. und Roswitha I. (Clemens) durch Bürgermeister Stefan Raetz.

Doch zum Schluss ein letzter Blick hinter die Kulissen: Mittlerweile sind Wolle und Eddy, die beiden Begleiter des Schnäuzerduos, etwas nervös geworden und schauen dauernd auf die Uhr. "Wir müssen um 23.25 Uhr in Niederkassel-Rheidt sein", drängt Wolle. "Das wird verdammt knapp."