Rathaussturm in Sankt Augustin : Die Schützen-Hilfe reichte nicht für die Verteidigung
Sankt Augustin Bürgermeister Max Leittersdorf gab den Schlüssel zum Rathaus in Sankt Augustin nicht so ohne Weiteres her. Zuerst wollte er Begeisterung sehen, dann mussten die Schützen gebützt werden, die ihm bei der Verteidigung zur Seite standen. Am Ende half das alles aber nicht.
Anspruchsvoll zeigte sich Bürgermeister Max Leittersdorf in seinen Wünschen beim Rathaussturm. Hoch oben im ersten Stock des Technischen Rathauses stand er im Sitzungszimmer am geöffneten Fenster, zu dem bereits eine Leiter führte, wollte aber erst noch überzeugt werden, ob er denn den Narren seine heiligen Hallen überlassen sollte. Prinz Walter III. war mit seiner Augustina Uschi III. (Unterlaß) sowie dem Kinderprinzenpaar Mick I. Und Mellissa I. samt Adjudanten und Begleitungen auf der Bühne vor dem Rathaus erschienen, um sich mit dem Bürgermeister ein Wortgefecht zu liefern.
„Erobert habt ihr längst mein Herz, darum fühle ich keinen Schmerz“, dichtete Leittersdorf, forderte aber „genug Begeisterung“, um sich geschlagen zu geben. Die Karnevalisten waren der Meinung, davon reichlich zu haben. „Wir haben das bessere Material. Wir tanzen das Stippeföttchen“, erklärte Prinz Walter im feinsten bayrischen Slang und schon ging es los. Alle machten dabei mit: das Tambourcorps Menden, die KG Rot-Weiß Sankt Augustin-Meindorf, die KG Blau-Wieße Essele Menden, die DKG Sonnenschein Mülldorf, die DKG Herzblättchen Niederpleis, die Ehrengarde Sankt Augustin-Hangelar, die „Bumskapelle“ der Prinzengarde und die Prinzengarde der Stadt Sankt Augustin gingen in die Knie, um ihre Popos im Takt aneinander zu reiben. Zuvor waren sie alle gemeinsam im Huma-Parkhaus gestartet und über die Fußgängerbrücke zum Vorplatz des Technischen Rathauses gezogen.
Selbst die seriös gekleideten Rathaus-Verteidiger, die Schützenbruderschaften von Sankt Augustin, die dem Bürgermeister eigentlich beistehen sollten, konnten beim Stippeföttche nicht widerstehen. Sie machten eifrig mit. Zuvor hatten sie noch ihre zwei Fahnenschwenker ins Feld geschickt. Sie sollten den Narren mit ihrer Kunst Respekt einflößen. Doch auch die Karnevalisten hatten noch einen Trumpf im Ärmel: den Piratentanz. Angeführt von den Kindertanzgruppen tanzten alle Narren zusammen. Das brach den Widerstand des Bürgermeisters endgültig, er hatte aber noch einen letzten Wunsch: „Unsere tollen Schützen, die sollt ihr zuvor noch bützen.“ Dann wies er die Verteidiger an, ein Spalier für Prinz Walter zu bilden. Der facktelte nicht lange und machte sich sogleich auf den Weg zur Leiter. Die Feuerwehr sicherte den Narrenherrscher mit einem Seil, bevor er mutig unter den sorgenvollen Blicken seiner auf der Bühne stehenden Augustina die hohe Leiter hinaufkletterte. Oben angekommen gab es noch einen kurzen Blick unter seinen Rock, denn der Wind blies a la Marilyn Monroe sein Gewand hoch, bevor er ins Fenster einstieg. Dort gab der Bürgermeister bereitwillig den Schlüssel ab. „Ich habe schon so viele Schlüssel und hoffe, dies ist auch der richtige zum Rathaus“, sagte Prinz Walter, bevor er diesen triumphierend schwenkte.
Zur Belohnung für ihren Einsatz gab es für die kleinen Gardetänzer einen abschließenden Kamelle-Regen und eine Kamelle-Kiste, die durch das Fenster für den Kinderprinzenwagen zu ihnen hinab gelassen wurde. Der Bürgermeister lud alle Narren zur großen Kostümparty ins Rathaus ein. Das jedoch war mit einem erneuten Umzug verbunden, denn die Party fand im Rathaus am Markt statt.