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In der Buure Bank gibt jeder Räuber auf

In der Buure Bank gibt jeder Räuber auf

Landstürmer brillieren an drei Abenden auf der Bühne in der Stadthalle - Rheinbachs City als Wilder Westen mit Revolverhelden, Pleitegeier und viel Haue für die Meckenheimer

Rheinbach. Rheinbach als Wilder Westen, wo Revolverhelden und Banditen das Sagen haben, Totengräber reich sind und Pleitegeier über der Stadt kreisen? Das mag absurd klingen, doch in der Rheinbacher Stadthalle war dieses Bild am Wochenende an drei Abenden für Hunderte greifbar nahe.

"Goldrausch in Rheinbach-City" lautete das Motto der wohl begehrtesten Karnevalssitzung weit über die Stadtgrenzen hinaus. Was der Fantasie der Landstürmer entsprang, malte traditionsgemäß die Rheinbacher Künstlerin Janni Feuser aus: Das riesige Bühnenbild zeigte den Narren in der ausverkauften Stadthalle, was sie in den nächsten Stunden erwartete.

Vor ihnen lag Rheinbach-City inmitten einer Prärie, die an den harten Sitten und Lebensumständen keine Zweifel ließ: Hoch über allem thronte ein Pleitegeier, im Hintergrund baumelte ein Nicht-Rechtschaffender am Galgen, zwischen Kakteen und Marterpfahl markierten Holzkreuze die wohl größten Verluste der Rheinbacher: Herbstmesse, KKK, WFEG, Monte Mare und Duude Feld.

Für die Bestattung war selbstverständlich Ferdis Entsorgungsservice zuständig. Die in Stein gehauenen Gesichter der Verantwortlichen grinsten unbeeindruckt vom Felsen: allen voran Gerhard Martini, Heinz Büttgenbach, Heinrich Kahlenberg, Hans Schellenberger und Stefan Raetz.

Vor ihnen spielte sich das Rheinbacher Leben hauptsächlich im Saloon, auch Brew-House genannt, in der Buure Bank und im Hotel Santa Fu ab.

Das Sagen hatten ein weiser Häuptling (Willi Schneider), das freche Salon-Luder Gitti (Willi Mirgartz), der Russchmießer Jonny Depp (Thomas Zimmer), der Totengräber (Josef Pick), Doc Holliday (Fred Paral), der Sheriff (Peter Eich) und sein Hiwi (Josef Muhr) und schließlich die Bande Jack Mac (Jacob Mufleh, Achim Frank und Franz Mostert).

Letztere hatten nur eines im Sinn, schnelles Geld zu machen, am besten, in dem sie die Buure Bank überfallen. Wie das geht, zeigte "der Mann fürs Grobe", der 78-jährige Mostert, der mit schwerem Gerät und Spezial-Dynamit die Bank knackt, doch statt Gold findet die Bande nur den Vorsitzenden der Buure Bank und Ruhestand-Anwärter Karl-Heinz Joisten als "Auslaufmodell".

Die Geiselnahme scheitert am Lösegeld. Mostert als Unterhändler: "Die sagen 100 000 Dollar sind zu viel, die geben uns ein Milliönchen, wenn wir den wieder mitnehmen." Sheriff Eich reitet derweil mit seinem Amtsschimmel durch Rheinbachs Hauptstraße, um sich in Leidenschaft dem geliebten Feindbild der Landstürmer hinzugeben, nämlich den Meckenheimern.

Viel Übles lässt er los, sagt, "die kennen nur zwei kulturelle Ereignisse, wenn Sperrmüll ist und der Bofrost-Mann kommt". Zu allem Überfluss werde Mecken-Town noch von einer Frau regiert, Doc Yvonne, die auf jeden schießt, der sich ihr in den Weg stellt. Zwei neue Tiere im Rathaus, ein Adler und eine Ziege, stünden für ihr Motto: "Wer meckert, der fliegt."

Auf seine Art für Ordnung sorgte Frank mit der Peitsche: die Hiebe drohte er unter anderem dem Vielversprecher Raetz, Bernd Beißel als Ausplauderer für bekannte Geheimnisse, Schellenberger für seine lang verheimlichte Schalke-Leidenschaft und den Verantwortlichen der KKK für deren langatmige Dankesreden, die jedes Buffet kalt werden lassen.

Selbstverständlich ließen die Landstürmer Monte Mare wegen des leeren Taucherbeckens nicht unbehelligt: Selbst Kämmerer Jürgen Hauser wünsche sich inzwischen das alte gute Waldschwimmbad zurück.

Doch am Ende blieben die Landstürmer gnädig, kein Rheinbacher Politiker landete am Galgen. Stattdessen waren sie sich in einer Hommage an ihre Stadt einig, "do zu sin, is ne fein Sach".

Und weil sie gerade so lieb sind, wird das ganze großzügig mit einer Friedenspfeife beendet, einem Fest, dass sie deshalb auch den Meckenheimern, vielmehr ihrer Bürgermeisterin widmen.

Die hielt nämlich die viereinhalbstündige Anti-Meckenheim-Show tapfer aus und sei auch ansonsten nicht so schlecht. So sangen die Männer mit aufblasbaren Puppen tanzend: "Das machen nur die Beine von Yvonne." Das Finale der großartigen Show bestritt Mufleh unter tosendem Applaus mit dem Ketchup-Song.

Bevor es zum Feiern ins Foyer ging, galt der Dank der Landstürmer ihren Frauen für die Dekoration und Unterstützung, Willi Mertens für die Technik, den Helfern Thomas Kleinfeld, Stefan Müller für Hilfe hinter und auf der Bühne, Melanie Kein und Vanessa Fett für Kostüme und Maske sowie Peter Eich als Architekten der Sitzung und Josef Muhr, der für Musik und Regie zuständig war.

Einen dicken Applaus gab es zudem für Werner Girtz, der die Landstürmer am Keyboard musikalisch begleitete. Während er Samstag und Sonntag wieder gesund war, hatte er am Freitag wegen eines akuten Infektes bei den Landstürmern für etwas gedämpftere Stimmung gesorgt, schließlich hätte mit dem Ausfall des Musikers die Sitzung platzen können. Doch Girtz hielt tapfer durch.